Justizreferendar und begeisterter Waffenstudent, geprägt durch die sozialdemokratische und jüdische Jugendbewegung
Vortrag gehalten am 20. November 2021 unter dem Titel „Willy Aron – von Würzburg nach Dachau“ auf der Tagung „Jüdische Korporierte, jüdischen Korporationen“ der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und des Arbeitskreises der Studentenhistoriker.
„Wenn man heute in Bamberg der Opfer des Nazismus gedenkt, dann ist an erster Stelle ein Name zu nennen – Willy Aron. Er war der erste Bamberger, der im Kz. Dachau sein Leben für Recht und Freiheit lassen mußte.“ (1) – so der Bamberger SPD-Politiker Georg Grosch, 1947, der ebenso wie Wilhelm (Willy) Aron der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) angehörte und nach der Machtergreifung für kurze Zeit gleichfalls ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert wurde. (2)
Aron trat mit vierzehn Jahren in die SAJ ein und wurde im Wintersemester 1925/26 in Würzburg als Fuchs in die paritätische Studentenverbindung Wirceburgia aufgenommen. (3) Der Bund wurde am 5. November 1885 als Wissenschaftlich-gesellige Vereinigung mit den Farben rot-blau-weiß und unter dem Wahlspruch Amicitia – scientia – veritas! gegründet. Die Tradition der Wirceburgia lebt heute in der Schülerverbindung Abituria aller Würzburger Gymnasien weiter, die 1993 ihren Namen um den Bestandteil „Wirceburgia“ erweiterte (https://www.abituria.org).
Alte Herren der Wirceburgia waren maßgeblich an der am 31. August 1919 in Berlin erfolgten Gründung des Burschenbundsconvents beteiligt: „Als einziger farbentragender und schlagender Verband vertrat er nicht nur den Grundsatz der Parität, sondern bekannte sich auch offen zur neuen politischen Ordnung der Weimarer Reichsverfassung.“ (4)
Der Burschenbund Wirceburgia erfuhr in den Zwanzigerjahren der Weimarer Republik trotz erlebter Ausgrenzung von Seiten der Würzburger Verbindungen eine Blütezeit und konnte als erster Bund im Burschenbundsconvent 1924 ein eigenes Korporationshaus in der Mergentheimer Straße 22 in Würzburg erwerben, das 1935 abgerissen wurde. (5)
Politischer Werdegang Willy Arons
Der jüdische Sozialdemokrat, Waffenstudent und Justizreferendar Willy Aron (geboren am 3. Juni 1907 in Bamberg, ermordet am 17./19. Mai 1933 im Konzentrationslager Dachau) war das erste Opfer, das der Nationalsozialismus aus Bamberg forderte. Der genaue Todestag ist bis heute strittig. Die Verwaltung des Konzentrationslagers Dachau gab den 19. Mai an, weitere Zeugen nannten später den 17. Mai.
Willy Aron, Sohn des jüdischen Justizrates Albert Aron und dessen Frau Berta (6) (beide kamen später ebenfalls durch den Nationalsozialismus um (7) ), engagierte sich in der jüdischen und sozialistischen Jugendbewegung. Nicht zuletzt die Nationalsozialisten verspotteten Aron, der auch als Student und Justizreferendar ein aktiver Funktionär der Bamberger SAJ blieb, als „Stehkragenproletarier“. Er hielt in der SAJ Bildungsveranstaltungen ab, nahm an Wanderungen und Jugendtagen teil. Auch in der jüdischen Jugendbewegung hatte Aron Funktionen inne, so leitete er die Bamberger Ortsgruppen der Deutsch-Jüdischen Jugend (DJJ) und des Deutsch-Jüdischen Wanderbundes „Kameraden“. (8)
Schon früh geriet der kämpferische Jungsozialist ins Visier der Nationalsozialisten. Hierzu beigetragen hatte nicht zuletzt, dass Aron im Prozess um die sogenannte „Schlacht am Schillerplatz“, eine von den Nationalsozialisten am 31. Juli 1932, dem Abend der Reichstagswahl, initiierte Massenschlägerei in einem bekannten Bamberger Arbeiterlokal, der „Restauration Nöth“ (heute eine bekannte Bamberger Steinofenpizzeria), die Verteidigung mehrerer Sozialdemokraten übernommen hatte. (9) Der Prozess, den Aron mit hohem persönlichen Einsatz führte, brachte ihm eine starke Publizität über die Bamberger Öffentlichkeit hinaus ein.
Ob seine Führungstätigkeit innerhalb des Bamberger Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold oder seine Äußerung, die Nationalsozialisten hätten den Reichstag selbst in Brand gesteckt, den äußeren Anlass für seine frühe Verhaftung gab, ist umstritten. Auf jeden Fall gehört Willy Aron, den die Nazis einen „Roten Hund“ nannten, in Bamberg zu den Ersten, die das neue Regime am 10. März 1933 aus politischen Gründen in „Schutzhaft“ nehmen ließ, wie es verschleiernd in der Sprache der Nationalsozialisten hieß. (10) Aron stand vermutlich kurz vor seiner zweiten juristischen Staatsprüfung.
Im Konzentrationslager Dachau, wo er am 15. Mai eintraf, wurde Aron, der durch seine Körpergröße und seine roten Haare auffiel (11), auf äußerst brutale Weise misshandelt. Zeugen berichteten später, dass dem bereits Fieberwahnsinnigen immer wieder von neuem auf die eiternden Wunden geschlagen wurde. (12) Thomas Dehler wies später auf die besondere Rolle hin, die Lorenz Zahneisen für Arons Schicksal gespielt haben soll: Zahneisen, seit 1922 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), war deren Kreisleiter in Bamberg und später ab 1934 dortiger Oberbürgermeister. Er soll nicht nur für die Schutzhaft Arons verantwortlich gewesen sein, sondern durch einen „Uriasbrief“ auch noch seine dortige Behandlung und rasche Ermordung provoziert haben. (13)
Die SS (14), deren Macht zu dieser Zeit noch nicht hinreichend gefestigt war, versuchte, den Mord an Aron zu vertuschen, und befürchtete, er könnte zum jüdischen Märtyrer werden. Als der Sarg in Bamberg eintraf, durfte er bis zur Beisetzung am 22. Mai nicht mehr geöffnet werden. Der Sarg soll ungewöhnlich leicht gewesen sein, was erhebliche Zweifel am Inhalt nährte.
Im März 1948 begann die strafrechtliche Verfolgung des Falles. (15) Die Täter brachten bis zum Schluss kein Schuldgefühl auf. Einer der beiden Angeklagten, Hans Steinbrenner, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, die er bis 1962 absitzen musste; er beging 1964 Selbstmord. Das Gericht hatte in diesem Fall in den wiederholten Misshandlungen Vorsätzlichkeit erkannt und daher auf Mord befunden. Der zweite Angeklagte, Johann Unterhuber, wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen, aber später – 1970 – wegen Beihilfe zum Mord an drei jüdischen Häftlingen eines anderen Lagers zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Ein dritter mutmaßlicher Täter, Johann Kantschuster, war vermutlich im Zweiten Weltkrieg gefallen.
Andreas Dornheim spricht in seiner Biographie über Aron davon, „dass viele Nationalsozialisten zumindest ahnten, dass sie mit Wilhelm Aron nicht nur einen unschuldigen, sondern auch einen begabten Menschen mit einem gewissen Charisma umgebracht haben“ (16). Erhalten geblieben sind von Aron drei Fotoaufnahmen: seine Immatrikulationsfoto in den Universitätsarchiven Würzburg und München, und ein Gruppenbild im Kreis der SAJ, das sich im Archiv der Bamberger SPD befindet.
Willy Arons Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Bamberg. Schon kurz nach dem Krieg beginnt die öffentliche Erinnerung an Aron, auch dank des publizistischen Einsatzes Thomas Dehlers. Heute erinnern in seiner Heimatstadt die nach ihm benannte Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V. (gegründet 2003 anlässlich des siebzigsten Todestages Arons (17) ), drei „Stolpersteine“ (18) des Kölner Künstlers Gunter Demnig (vor dem Anwesen Luitpoldstraße 32, das die Familie nach mehrmaligen Umzügen innerhalb der Stadt nach Geburt des einzigen Kindes Wilhelm bezog) (19), eine Aronstraße im Bamberger Osten, eine Gedenktafel im Justizgebäude am Wilhelmsplatz (enthüllt am 8. November 2000), eine Wanderausstellung (20) sowie ein Mahnmal im Harmoniegarten (21) an den kämpferischen Sozialdemokraten und Waffenstudenten.
Das von der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V. initiierte und vom Bamberger Bildhauer Albert Ultsch geschaffene Mahnmal zeigt auf drei Stelen die Büsten dreier Widerstandskämpfer, die exemplarisch die Bandbreite des Bamberger Widerstandes vertreten: Willy Aron steht für den sozialistischen, der Rechtsanwalt Hans Wölfel für den christlichen und Claus Schenk Graf von Stauffenberg für den militärisch-konservativen Widerstand. Der ursprüngliche Plan, das Denkmal auf Universitätsgelände zu errichten, wurde aufgrund von Protesten gegen dessen Konzeption, die verschiedenen Richtungen des Widerstands gemeinsam zu ehren, fallen gelassen. Das Mahnmal des Bamberger Widerstandes wurde am 25. Juni 2016 im Harmoniegarten auf städtischem Grund eingeweiht.
2. Akademischer Werdegang Willy Arons (22)
Willy Aron begann zunächst – ohne Wohnortwechsel – sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften im Mai 1925 in Erlangen, wechselte aber, vielleicht wegen des latent antisemitischen Klimas dort, nach nur einem Semester nach Würzburg. Hier wurde er, den sie wegen seiner politischen Auffassung mit Spitznamen „Ilja Andrewitsch“ riefen, Waffenstudent des paritätischen Burschenbundes Wirceburgia.
Die Reception zum Burschen erfolgte nach zwei genügenden Bestimmungsmensuren auf dem Semesterantrittsconvent im Sommer 1926. Sein Leibfuchs Günther Berger berichtete später: „Mir wurde mein Leibbursch ein wertvoller Freund im Gedankenaustausch. Im Zweifel hätte ich mit einem anderen Leibburschen nur über Banalitäten sprechen können.“ (23) Günther Berger war zunächst Keilgast bei der Würzburger Turnerschaft Asciburgia gewesen, die ihm aber nicht behagte: zum einen wegen Unmäßigkeit im Trinken, zum anderen wegen des abstoßenden Judenhasses. 1896, als die Einweihung des neuen Kollegienhauses der Universität Würzburg am Sanderring mit einem Festzug gefeiert wurde, hatte Asciburgia diesen boykottiert, weil sie nach Losentscheid zwischen zwei jüdischen Verbindungen laufen sollte. (24) Berger, aus Schlesien stammend, galt unter den zumeist bayerischen Bundesbrüdern der Wirceburgia als „eine Sehenswürdigkeit“; für die Nationalsozialisten war er ein „nichtarischer Mischling ersten Grades“. Er schied nach seinem Fuchsensemester im Guten und herzlich verabschiedet wieder aus der Wirceburgia aus, da ihm eine zweite gültige Mensur fehlte und er sein Studium in seiner Heimatstadt Breslau fortsetzte, wo er dem Burschenbund Alemannia beitrat. Günther Bergers Erinnerungen an das Fuchsensemester in Würzburg wurden Ende der Neunzigerjahre im GDS-Archiv publiziert. (25)
Im folgenden Semester wurde Aron zum Zweitchargierten und damit zum Fechtwart gewählt. Als der Semesterabschlussconvent den als still, schlank und sportlich beschriebenen Burschen aus seiner Charge entließ, wurde ihm sofort die Klammerung gestattet. Zeitgleich ließ Aron sich inaktivieren, da er das Sommersemester 1927 in München verbringen wollte. Dort wurde er Verkehrsgast des Burschenbundes Südmark. Als Aron im Wintersemester 1927/28 nach Würzburg zurückkehrte, erhielt er die Aufgabe des Fuchsmajors übertragen.
Trieb ein Bundesbruder seinen Ulk mit Aron, ließ dieser so etwas keinesfalls einfach auf sich sitzen. Der Studentenhistoriker Thomas Schindler schreibt Aron die Fähigkeit zur Selbstironie zu. So zeichnete er zum 45. Stiftungsfest seiner Wirceburgia (1930) das Liederheft seines Bundesbruders Hellmann hinter seinem Namen nicht nur mit Zirkel (unter Weglassung der Klammer), sondern auch mit der zweimaligen Wiederholung seines Nachnamens – einmal auf Griechisch, einmal – wenn auch äußerst ungelenk und kaum lesbar – auf Hebräisch. (26)
Ab dem 4. März 1930 war Aron wieder dauerhaft in Bamberg ansässig. Ursprünglich preußischer Staatsbürger (die Familie kam aus dem Westerwald), war ihm erst Anfang April 1929 im Hinblick auf das erste juristische Staatsexamen die bayerische Staatsbürgerschaft verliehen worden (eine einheitliche deutsche Staatsbürgerschaft wurde erst am 5. Februar 1934 geschaffen); mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten zerschlugen sich alle Hoffnungen auf eine spätere Beamtenlaufbahn. (27) Sein mutiges politisches Engagement sollte Willy Aron bereits kurz danach mit seinem Leben bezahlen.
Das Haus seiner Wirceburgia wurde in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1933 von einem SA (28)-Trupp gestürmt. Willy Aron war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Das Bamberger Volksblatt schloss am 23. Mai 1933 die Notiz über sein Begräbnis mit den Worten: „An der offenen Gruft sprach ein Bundesbruder des Toten herzliche Worte des Abschiedes.“ (29)
3. Sammelband „Rote Fahnen, bunte Bänder“
Ein Lebensbild Willy Arons fand auch Eingang in den 2016 vom Lassalle-Kreis, einer Vereinigung korporierter Sozialdemokraten herausgegebenen Sammelband „Rote Fahnen, bunte Bänder“ (Bonn 2016 (30) ). Die getroffene Auswahl versammelt korporierte Genossen von den Anfängen der Partei bis in die Gegenwart, vom Vormärz und dem Kaiserreich über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus bis zur „alten“ Bundesrepublik und zum wiedervereinigten Deutschland. Die gesammelten Lebensbilder repräsentieren unterschiedliche Strömungen und Flügel innerhalb der Partei. In ihnen zeigen sich unterschiedliche persönliche Motive oder Lebenserfahrungen, die dazu geführt haben, warum jemand zur Sozialdemokratie gestoßen ist. Nicht zuletzt zeigt sich in den zusammengetragenen Portraits aber auch die Vielgestaltigkeit des deutschen Couleurstudentums.
Die Lebensbilder sind auf Anregung des früheren Vorsitzenden des Lassalle-Kreises, Alexander Stintzing, über mehrere Jahre hinweg zunächst für die Rubrik „Korporierte Genossen“ auf den verbandseigenen Internetseiten (31) entstanden. Eine erste, noch deutlich kleinere Zusammenstellung wurde 2010 anlässlich der damaligen Lassalle-Tagung in Tübingen in Manuskriptform an die eigenen Mitglieder ausgegeben. (32) Die vorliegende Buchfassung wurde im Rahmen der Jubiläumstagung zum zehnjährigen Bestehen des Lassalle-Kreises wiederum in Tübingen auf dem Haus der AV Virtembergia vorgestellt. (33)
4. Schlusswort
Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und Barbarei, der Holocaust, die Zeit der Verfolgung und der Vernichtung veränderten das Selbstverständnis und Menschenbild der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung. Der Holocaust, das darf nicht vergessen werden, vernichtete auch die große Tradition der jüdischen Arbeiterbewegung in Europa, nicht zuletzt in Osteuropa.
Willy Aron, dem wir heute gedenken, war geprägt durch die Idee des Sozialismus und die Jugendbewegung. Er Ein Lied von 1921, das in der sozialistischen Jugend der Zwanzigerjahre sehr populär war und häufig gesungen wurde, bringt das Bild vom Menschen zum Ausdruck, von dem die Arbeiterbewegung des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts erfüllt war:
Hebt unsere Fahnen in den Wind!
Sie fließen hell wie Sonnenglut
und künden, daß wir gläubig sind:
Der Mensch ist gut!
(…)
Hebt unsere Fahnen in den Wind,
hebt in die Sonne euren Mut!
Wir kämpfen, weil wir gläubig sind:
Der Mensch ist gut! (34)
Der Mensch ist von Natur aus gut, wenn er nicht durch die herrschenden Produktions-, Kapital- und Machtverhältnisse an der Entfaltung seiner Anlagen gehindert wird: Dieses optimistische Bild des Menschen wurde durch die einschneidende Erfahrung des Nationalsozialismus nachhaltig erschüttert. Die nationsozialistische Ideologie hatte brutal gezeigt, was Menschen einander antun können, wozu Menschen fähig sind. Spätere Parteiprogramme formulierten skeptischer und realistischer, so etwas das Berliner Programm der SPD von 1989: „Der Mensch, weder zum Guten noch zum Bösen festgelegt, ist lernfähig und vernunftfähig. Daher ist Demokratie möglich. Er ist fehlbar, kann irren undin Unmenschlichkeit zurückfallen. Darum ist Demokratie nötig. Weil der Mensch offen ist und verschiedene Möglichkeiten in sich trägt, kommt es darauf an, in welchen Verhältnissen er
lebt. Eine neue und bessere Ordnung, der Würde des Menschen verpflichtet, ist daher möglich und nötig zugleich. Die Würde des Menschen verlangt, daß er sein Leben in Gemeinschaft mit anderen selbst bestimmen kann. (…) Die Würde des Menschen ist unabhängig von seiner Leistung und Nützlichkeit.“ (35)
Sein Mut, öffentlich gegen die nationalsozialistische Propaganda einzutreten, war für Willy Aron tödlich. Schließen möchte ich mit einem Zitat aus einer Gedenkrede, die am 15. Mai 2003 im Rahmen einer Gedenkfeier zum siebzigsten Todestag Willy Arons auf dem Jüdischen Friedhof in Bamberg gehalten wurde. „Menschenwürde und Freiheit müssen immer wieder von neuem gelebt und verteidigt werden. […] Nicht Festakte und Sonntagsreden, sondern der Umgang mit den Grundlagen unserer Demokratie im politischen Alltag sagt etwas über die politische Kultur in unserem Land aus.“ (36)
Auszuloten, was dies in bedrängenden Zeiten wie den unsrigen und angesichts der Einschränkungen von Teilhaberechten sowie Freiheitseingriffe unserer Tage bedeutet, fällt nicht mehr in die Zuständigkeit des Historikers. Die Antwort muss jeder von uns selber geben.
Literatur
Günther Berger (bearb. v. Thomas Schindler): Wirceburgia 1928. Ein Fuchsensemester in einer paritätischen Verbindung, in: GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte, Bd. 4, Köln 1998, S. 7 – 19.
Monika Bieber, Axel Bernd Kunze: Gedenkreden zum 70. Todestag Willy Arons am 15. Mai
2003, o. O. (Bamberg) 2006; Onlineausgabe verfügbar unter: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2006-3-Arbeitspapier03_2006.pdf [Zugriff: 06.03.2019].
Manfred Blänkner, Axel Bernd Kunze (Hg.): Rote Fahnen, bunte Bänder. Korporierte Sozialdemokraten von Ferdinand Lassalle bis heute, hg. i. A. des Lassalle-Kreises, Bonn 2016.
Andreas Dornheim: Zwischen Bürgertum, Sozialismus und NS-Gewalt – Annäherungen an Wilhelm Aron, in: Ders., Thomas Schindler: Wilhelm Aron (1907 – 1933). Jude, NS-Gegner, Sozialdemokrat und Verbindungsstudent, Bamberg 2007, S. 9 – 69.
Herbert Fuchs (Gesamtleitung), Kommt, reicht eure Hände. Falkenlieder 1, Audio-CD mit Booklet, o. O. (Hamburg) o. J., Nr. 7. Worte: A. Zwickler (1921), Weise: M. Englert.
Georg Grosch: Willy Aron, in: Gerhard C. Krischker: Bambergs unbequeme Bürger,
Bamberg 1987, S. 25 – 28.
Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen vom Programm-Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 20. Dezember 1989 in Berlin geändert auf dem Parteitag in Leipzig am 17.04.1998, herausgegeben vom. SPD-Parteivorstand, o. O. (Berlin) o. J. (1998).
Axel Bernd Kunze, Hendrik Leuker: Aufruf zur Zivilcourage. Ein Themenabend am 8. Mai
2008, o. O. (Bamberg) 2008; Onlineausgabe verfügbar unter: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2008-7-Arbeitspapier07_2008.pdf [Zugriff: 06.03.2019].
Ders.: Gedenkrede zum 70. Todestag Willy Arons am 19. Mai 1933, in: Monika Bieber, Axel Bernd Kunze: Gedenkreden zum 70. Todestag Willy Arons am 15. Mai
2003, o. O. (Bamberg) 2006, S. 8 – 11; Onlineausgabe verfügbar unter: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2006-3-Arbeitspapier03_2006.pdf [Zugriff: 06.03.2019].
Daniel Manthey, Mechthildis Bocksch, Andreas Ullmann (Hg.); Mechthildis Bocksch, Axel Bernd Kunze (Red.): „Wölfel, Aron, Stauffenberg – Formen des Widerstandes“. Ausstellungseröffnung am 7. Februar 2014, 2., korr., überarb. u. erg. Ausgabe, o. O. (Bamberg) 2018; Onlineausgabe: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2018_1-ueberarbeitetes%20und%20ergaenztes%20Arbeitspapier%202014_1.pdf [Zugriff: 06.03.2019].
Heinz Niemann (Rez.): „Mit Schmissen im Jesicht“. Manfred Blänkner und Axel Bernd Schulz [sic!] über korporierte Sozialdemokraten, in: Neues Deutschland v. 18. Oktober 2016.
Thomas Schindler: Der unbekannte Wilhelm Aron: Jude, Sozialdemokrat und Waffenstudent, in: Andreas Dornheim, Thomas Schindler: Wilhelm Aron (1907 – 1933). Jude, NS-Gegner, Sozialdemokrat und Verbindungsstudent, Bamberg 2007, S. 81 – 105.
Christian Vollradt (Rez.): Genossen mit Schmiß. Ein Sammelband über die Korporierten in der SPD, in: Junge Freiheit v. 14. Oktober 2016.
- Zitiert nach: Georg Grosch: Willy Aron, in: Gerhard C. Krischker: Bambergs unbequeme Bürger,
Bamberg 1987, S. 25 – 28 (Quellenanhang: 29 f.), hier: S. 25. - Georg Grosch (1906 bis 1987): Gewerkschafter und Mitglied der SAJ (zeitweilig SAJ-Unterbezirksvorsitzender in Bamberg), ab 1925 Mitglied der SPD; vor dem Nationalsozialismus Redaktionsangestellter bei der Bamberger SPD-Zeitung „Der Freistaat“, Kriegsdienst bei der Luftwaffe, französische Kriegsgefangenschaft, von 1946 bis 1948 hauptamtlicher Parteisekretär, 1948 bis 1956 und 1960 bis 1972 Dritter Bürgermeister in Bamberg; 1933 kurzzeitig Mitglied des Bamberger Stadtrates, 1952 bis 1966 Mitglied des Bayerischen Landtages.
- Vgl. Andreas Dornheim: Zwischen Bürgertum, Sozialismus und NS-Gewalt – Annäherungen an Wilhelm Aron, in: Ders., Schindler (2007), S. 9 – 69, hier: 20.
- Vgl. Thomas Schindler: Der unbekannte Wilhelm Aron: Jude, Sozialdemokrat und Waffenstudent, in: Andreas Dornheim, Thomas Schindler: Wilhelm Aron (1907 – 1933). Jude, NS-Gegner, Sozialdemokrat und Verbindungsstudent, Bamberg 2007, S. 81 – 105, hier: 87.
- Eine Abbildung des Hauses der Wirceburgia findet sich in Dornheim, Schindler (2007), S. 79.
- Zur familiären Herkunft Arons vgl. Dornheim (2007), S. 10 – 15.
- Vgl. ebd., S. 49 f.
- Vgl. ebd., S. 27.
- Vgl. ebd., S. 30 – 35.
- Vgl. ebd., S. 35 f.
- Dies lässt auch ein Foto erkennen, das sich im Archiv der SPD Bamberg-Stadt befindet: https://lassalle-kreis.de/content/wilhelm-willy-aron-1907-1933 [Zugriff: 06.03.2019].
- Vgl. Dornheim (2007), S. 38 – 44.
- Vgl. ebd., S. 36.
- Schutzstaffel.
- Vgl. ebd., S. 44 – 49.
- Ebd., S. 51.
- Monika Bieber, Axel Bernd Kunze: Gedenkreden zum 70. Todestag Willy Arons am 15. Mai
2003, o. O. (Bamberg) 2006; Onlineausgabe verfügbar unter: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2006-3-Arbeitspapier03_2006.pdf [Zugriff: 06.03.2019]. Vgl. auch Axel Bernd Kunze, Hendrik Leuker: Aufruf zur Zivilcourage. Ein Themenabend am 8. Mai
2008, o. O. (Bamberg) 2008; Onlineausgabe verfügbar unter: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2008-7-Arbeitspapier07_2008.pdf [Zugriff: 06.03.2019]. - http://www.willy-aron-gesellschaft.de/Stolpersteine.html#content9-52 [Zugriff: 06.03.2019].
- Mit einer Gedenkfeier am „Stolperstein“, der in Bamberg an Willy Aron erinnert, begann am 30. März 2011 die Gründung der fränkischen Regionalgruppe des Lassalle-Kreises. Der Erste Vorsitzende der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V., Nikolai Czugunow-Schmitt, und der Gründungssprecher der Regionalgruppe Franken des Lassalle-Kreises, Axel Bernd Kunze, hielten zwei kurze Gedenkreden. Czugunow-Schmitt überlegte in seiner Rede, was aus Willy Aron geworden wäre, wenn er den Nationalsozialismus überlebt hätte; vielleicht hätte er sich in der frühen Bundesrepublik als Jurist auf ähnliche Weise engagiert wie Fritz Bauer. Gemeinsam wurde Willy Aron in einer Schweigeminute gedacht und eine Rose an seinem „Stolperstein“ niedergelegt. Als Gäste konnten bei der Gedenkfeier u. a. der Bamberger Diözesanbeauftragte für das Martyrologium des zwanzigsten Jahrhunderts, Alwin Reindl, und eine Schülerin, die an einer Facharbeit über Willy Aron arbeitete, begrüßt werden. Die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg und der fränkische Lassalle-Kreis vereinbarten, künftig vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und das Gedenken an Willy Aron gemeinsam zu pflegen, unter anderem durch den Einsatz für das geplante Mahnmal „Bamberger Widerstand“.
- [1] Der Ausstellungskatalog ist als Band 1/2018 der Publikationsreihe „Arbeitspapiere der Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V.“ erschienen: Daniel Manthey, Mechthildis Bocksch. Andreas Ullmann (Hg.); Mechthildis Bocksch, Axel Bernd Kunze (Red.): „Wölfel, Aron, Stauffenberg – Formen des Widerstandes“. Ausstellungseröffnung am 7. Februar 2014, 2., korr., überarb. u. erg. Ausgabe, o. O. (Bamberg) 2018; Onlineausgabe: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2018_1-ueberarbeitetes%20und%20ergaenztes%20Arbeitspapier%202014_1.pdf [Zugriff: 06.03.2019]. Die Willy-Aron-Gesellschaft Bamberg e. V. hat eine vierzehnteilige, ausleihbare Wanderausstellung zum Bamberger Widerstand konzipiert. Die Bildtafeln beleuchten einerseits den ideologischen Hintergrund des Nationalsozialismus sowie die Rolle von Militär, Justiz und Religion im NS-Staat, andererseits das Leben und Wirken der drei Bamberger Widerstandskämpfer Willy Aron, Hans Wölfel sowie Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Am Ende der Ausstellung wird gezeigt, wie die Bamberger Akteure innerhalb der verschiedenen Gruppen und Kreise des deutschen Widerstandes vernetzt waren. Die Ausstellung wurde konzipiert durch die Bamberger Historiker Daniel Dorsch und Andreas Ullmann, die Dramaturgin am städtischen E.T.A.-Hoffmann-Theater, Anja Simon, sowie die Bamberger Pädagogen Erhard Schraudolph und Mechthildis Bocksch. Getragen wird das Ausstellungsprojekt, das u. a. durch die Oberfrankenstiftung gefördert wird, neben der Willy-Aron-Gesellschaft durch das Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater, die Initiative Widerstands-DokuZentrum, die Katholische Erwachsenenbildung in der Stadt und im Landkreis Bamberg e. V., den Förderkreis zur Pflege des Erinnerns an Hans Wölfel e. V., die Projektabteilung im Erzbistum Bamberg sowie die Bamberger SPD.
- Weitere Informationen: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/Mahnmal.html#menu1-z [Zugriff: 06.03.2019].
- Vgl. Schindler (2007), S. 89 – 92.
- Günther Berger (bearb. v. Thomas Schindler): Wirceburgia 1928. Ein Fuchsensemester in einer paritätischen Verbindung, in: GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte, Bd. 4, Köln 1998, S. 7 – 19, hier: 13.
- Vgl. Schindler (2007), S. 85 u. 92.
- Günther Berger [bearbeitet von Thomas Schindler]: Wirceburgia 1928. Ein Fuchsensemester in einer paritätischen Verbindung, in: GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte, Bd. 4, Köln 1998, S. 7 – 19.
- Vgl. ebd., S. 95. Ein Foto des Eintrags findet sich in Dornheim, Schindler (2007), S. 77.
- Vgl. Schindler (2007), S. 95 – 97.
- Sturmabteilung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
- Zit. nach: Schindler (2007), S. 96.
- Herausgegeben im Auftrage des Lassalle-Kreises von Manfred Blänkner (Hamburger und Göttinger Wingolf, Wingolfsbund) und Axel Bernd Kunze (Leipziger Burschenschaft Alemannia zu Bamberg, verbandsfrei; Burschenschaft im CCB im SB Rheno-Germania Bonn, Schwarzburgbund): Manfred Blänkner, Axel Bernd Kunze (Hg.): Rote Fahnen, bunte Bänder. Korporierte Sozialdemokraten von Ferdinand Lassalle bis heute, hg. i. A. des Lassalle-Kreises, Bonn 2016.
- www.lassalle-kreis.de [Zugriff: 06.03.2019].
- Axel Bernd Kunze (Red.) (2010): Bekannte korporierte Sozialdemokraten, hg. vom Vorstand des Lassalle-Kreises anlässlich der Lassalle-Tagung 2010 in Tübingen, Tübingen.
- Ergänzt wurden die Lebensbilder korporierter Sozialdemokraten aus der früheren bis neueren Parteigeschichte um „Gedanken sozialdemokratischer Korporierter heute“ (Blänkner, Kunze [2016], S. 237 – 278), ein Streitgespräch über die Zukunftsfähigkeit von Männerbünden in der Verbindungslandschaft (ebd., S. 279 – 291) und drei Beiträge zur Entwicklung und zum Auftrag des Lassalle-Kreises (ebd., S. 293 – 313). Angesprochen werden im weiteren Verlauf des Bandes u. a. das gegenwärtige Verhältnis der Sozialdemokratie zu Studentenverbindungen, die politische Ausrichtung der Verbindungslandschaft, biographische Gründe, die zum Eintritt in eine Verbindung geführt haben, oder die Rolle von Damenverbindungen heute. Den Herausgebern war es wichtig, den Band so zu platzieren, dass er nicht ausschließlich im couleurstudentischen und studentengeschichtlichen Rahmen wahrgenommen wird. Der Band fand über ein weitgespanntes politisches Spektrum hinweg Beachtung, wie die Breite an Rezensionen zeigt – diese reichten vom „Neuen Deutschland“ (Heinz Niemann [Rez.]: „Mit Schmissen im Jesicht“. Manfred Blänkner und Axel Bernd Schulz [sic!] über korporierte Sozialdemokraten, in: Neues Deutschland v. 18. Oktober 2016) auf der einen bis zur Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (Christian Vollradt [Rez.]: Genossen mit Schmiß. Ein Sammelband über die Korporierten in der SPD, in: Junge Freiheit v. 14. Oktober 2016) auf der anderen Seite.
- Herbert Fuchs (Gesamtleitung), Kommt, reicht eure Hände. Falkenlieder 1, Audio-CD mit Booklet, o. O.
(Hamburg) o. J., Nr. 7. Worte: A. Zwickler (1921), Weise: M. Englert. - Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Beschlossen vom Programm-Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands am 20. Dezember 1989 in Berlin geändert auf dem Parteitag in Leipzig am 17.04.1998, herausgegeben vom. SPD-Parteivorstand, o. O. (Berlin) o. J. (1998).
- Ders.: Gedenkrede zum 70. Todestag Willy Arons am 19. Mai 1933, in: Monika Bieber, Axel Bernd Kunze: Gedenkreden zum 70. Todestag Willy Arons am 15. Mai2003, o. O. (Bamberg) 2006, S. 8 – 11, hier: 9 f.; Onlineausgabe verfügbar unter: http://www.willy-aron-gesellschaft.de/assets/files/2006-3-Arbeitspapier03_2006.pdf [Zugriff: 06.03.2019].