Christoph Lövenich rezensiert in „Novo“ und der „Achse des Guten“ die Essaysammlung „Pandemiepolitik. Freiheit unterm Rad?“, herausgegeben von Sandra Kostner und Tanya Lieske (Stuttgart 2022). Für den Rezensenten zeige die Coronakrise, wie säkularisierte Wissenschaft eine quasireligiöse Funktion eingenommen habe – mit gravierenden politischen und gesellschaftlichen Folgen.

https://www.achgut.com/artikel/freiheit_unterm_rad
https://www.novo-argumente.com/rezension/geraederte_gesellschaft
Das politische und soziale Vertrauen, das eine aggressive Impfnötigungspolitik gekostet hat, wird für viele noch lange gestört bleiben. Welche Folgen dies nach sich ziehen wird, ist heute noch keineswegs absehbar. Bis heute ist keine Bereitschaft erkennbar, die Coronapolitik aufzuarbeiten. Im Gegenteil. Dies zeigt die jüngster Personalie am Bundesverfassungsgericht: Lars Brocker, Präsident des Verfassungsgerichtshofes in Rheinland-Pfalz, soll nach dem Willen der SPD-Länder neuer Verfassungsrichter werden. Im April 2022 hatte Brocker in der Frankfurter Allgemeinen eine Gewissensentscheidung in der Impffrage verneint und so einem biopolitischen Neokollektivismus das Wort geredet: „Früh als ‚Gewissensentscheidung‘ der Abgeordneten apostrophiert und gepaart mit der weitgehenden Aufgabe des politischen Führungsanspruchs in dieser zentralen Frage der inneren Sicherheit, bleibt am vorläufigen Ende dieses irrlichternden Weges die Herausforderung unbewältigt, den Ausweg aus der Pandemie zu gestalten.“
Ein solches Grundrechtsverständnis, das bei Eingriffen in die körperliche Unversehrtheit – und damit in den innersten Kernbereich der Persönlichkeit – keine Gewissensprobleme erkennen will und Solidarität als Funktionalisierung des Einzelen missversteht, verheißt für künftige Verhandlungen in Karlsruhe nichts Gutes. Einmal mehr zeigt sich, dass ein christlich geprägter Personalismus innerhalb unseres Rechtsstaates einen immer schwereren Stand haben wird. Man dies wohl, wie die „Ampel“ suggeriert, gesellschaftlicher Fortschritt.
Überdies setzt die Personalie die Parteipolitisierung des Bundesverfassungsgerichtes, die mit dem Kanzlerdinner unter Merkel mehr als offensichtlich geworden ist, weiter fort. Brocker ist bisher mehr durch politische als wissenschaftliche Äußerungen aufgefallen.