Christus natus est. Alleluja! Venite, adoremus. Alleluja!
Herzlichen Dank sage ich für Ihr Interesse an den Beiträgen meines Wissenschaftsweblogs. Ich hoffe, Sie auch künftig zu meinen Lesern zählen zu dürfen, würde mich freuen, den bildungsethischen Austausch auch im neuen Jahr mit Ihnen fortsetzen zu können.
Frohe und gesegnete Weihnachtstage sowie Gottes Segen für das neue Jahr wünscht von Herzen
Ihr Axel Bernd Kunze
Licht strahlt auf
Was für eine Vision, die uns Jesaja heute schildert! Über einer Welt, die in Dunkel und Finsternis liegt, geht ein überirdisch helles Licht auf. Glanz strahlt auf vom Zion, vom Berg des Herrn mit seinem Tempel. Der Prophet fordert uns auf, umher zu schauen. Es klingt wie die Forderung, die Augen zu schließen und in die Zukunft zu blicken. Was sehen wir vor unserem inneren Auge? Eine endlose Karawane, die nach Jerusalem zieht, beladen mit zahllosen Schätzen und Reichtümern, mit Gold und Weihrauch, mit blitzenden Kronen und prächtigen Gewändern.
Doch die Wirklichkeit sah anders aus. Die dunklen Jahre der Fremdherrschaft und des babylonischen Exils waren zu Ende. Die Verbannten konnten wieder heimkehren. Aber das Land lag am Boden. Jerusalem und sein Tempel waren eine Trümmerstätte. Und der Neuanfang zwischen denen, die im Land geblieben waren, und jenen, die heimkehrten, gestaltete sich keineswegs einfach. Jesajas Vision ist mehr Wunsch als Wirklichkeit.
Und doch! Gott hält Wort. Jesajas Vision hat sich erfüllt, wenn auch anders, als der Prophet sich das vorgestellt hat. Die kirchliche Tradition hat Jesajas Vision mit dem Weihnachtsgeschehen in Verbindung gebracht. Und so haben die Könige mit ihren Kamelen und Dromedaren den Weg an die Krippe gefunden.
Das Evangelium identifiziert dieses kleine Kind am Rande des Weltgeschehens mit jenem Licht, das vom Zion ausgeht. Dieses Kind verändert den Lauf der Geschichte – nicht durch äußere Macht, auch nicht durch Rückkehr zur Vergangenheit, die im Nachhinein oft verklärt wird.
In früheren Zeiten wurden Planetenkonstellationen als Hinweis auf außergewöhnliche Ereignisse gedeutet, etwa die Geburt eines Königssohnes. Die Sterndeuter machen sich auf den Weg: angetrieben von einer inneren Unruhe, verlassen sie ihr Denksystem und die Religion ihrer Heimat. Sie machen sich auf, die Wahrheit zu suchen.
Und wo fragen sie zuerst? In der Hauptstadt, am Königshof. Hier sollte der neugeborene Herrscher zu finden sein. Doch weit gefehlt. Aber immerhin erhalten sie am Königshof den entscheidenden Hinweis. Dabei baut Matthäus zwei Pointen ein.
Wie schon bei der Berufung Davids zum König, erwählt Gott nicht den ältesten oder stärksten der Söhne, sondern den jüngsten und unbedeutendsten, den selbst der eigene Vater sich nicht als König vorstellen mag. Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen, singt Maria im Magnifikat bei Elisabeth. So ist es auch jetzt: Nicht die Hauptstadt Jerusalem, sondern das Provinznest Betlehem soll Geburtsstadt des Messias werden.
Und der neue Herrscher wird nicht allein als Monarch tituliert. Es geht nicht bloß um einen weiteren König in davidischer Abstammung. Der jetzt geboren wird, ist der wahre Hirt Israels. Gottes Königtum erweist sich gerade in der Fürsorge um sein Volk.
In Betlehem finden die Sterndeuter in den Heiligen Schriften jene Wahrheit, die sie anfangs nur erahnten, jene Orientierung, die ihrem Leben Richtung gibt. Und anders als die Schriftgelehrten am Hofe lassen sie diese in ihr Leben. Neben der königlichen Gabe des Goldes und dem Weihrauch göttlicher Verehrung bringen sie noch Myrrhe mit. Schon hier deutet sich der Tod Jesu an. Nikodemus wird später den Leichnam des Gekreuzigten damit salben. Jesus ist der Heiland, der uns durch sein Sterben am Kreuz von der Sünde erlöst. Diese Botschaft hat die Welt verändert. Über allem Dunkel und allen Finsternissen dieser Weltzeit leuchtet bereits das Licht der Erlösung. Die Sterndeuter sind als erste aus den Völkern zu diesem Licht aufgebrochen. Unzählige haben es ihnen in der Geschichte gleich getan.
Das, was die Sterndeuter fanden, erfüllte sie mit großer Freude: einer Freude, die nur aus der Begegnung mit Gott erwachsen kann. Ihren Ausdruck findet diese Gottesbegegnung in der Anbetung. Hier geschieht Zwiesprache zwischen Gott und Mensch. In der Anbetung macht sich der Mensch nicht klein, sondern begegnet er Gott auf Augenhöhe. Er muss nicht auf eigene Macht oder Stärke setzen, er braucht sich aber auch nicht zu verstecken. In der Anbetung findet der Mensch zum Urgrund seines Daseins, der seinem Leben Sinn und Richtung gibt. So sind auch wir eingeladen, anbetend die Knie zu beugen und Jesus Christus zu huldigen.
(Axel Bernd Kunze – Auszug aus: WortGottesFeiern an allen Sonn- und Feiertagen, Heft 1/2018 – zum Hochfest der Erscheinung des Herrn)