Im Sommer habe ich mich von meinem Abonnement jener Zeitung, hinter der angeblich nur kluge Köpfe stecken, verabschiedet. Mittlerweile sind die klugen Köpfe auf der Flucht: vor einer Zeitung, die sich vom bürgerlichen Leitmedium zum einseitigen Scharfmacher, vom einem Medium intellektueller Hintergrundberichterstattung zum einseitigen Regierungsblatt, vom journalistischen Flaggschiff zu einem Beispiel des Qualitätsverfalls gewandelt hat. Jesko Matthes bringt dies treffend in einem aktuellen Beitrag zum Ausdruck: https://www.achgut.com/artikel/faz_vom_leitmedium_zum_armutszeugnis
War der Qualitätsverfall schon länger sichtbar, vor allem im Politikbuch der Zeitung, hat die Coronapolitik der F.A.Z. den Rest gegeben. Wer sehen will, wie Bürgerlichkeit im Land zusehends verfällt, findet im Blatt aus Frankfurt ein hervorragendes Beispiel. Zeit, sich zu erinnern, welche Widerstandskraft freiheitlich verstandene Bürgerlichkeit besitzen kann.
Odo Marquardt hat immer wieder darauf hingewiesen, so Norbert Bolz schon vor über zehn Jahren: „Denn zu nichts braucht man heute mehr Mut als zur Wahrnehmung des Positiven. Und damit erweist sich der Bürger auch als der letzte Träger der Aufklärung, der das ‚sapere aude‘ in eine Lebenspraxis der Freiheit umsetzt. Kants Mut zum Selberdenken konkretisiert sich heute als Mut zur Bürgerlichkeit. So hat Odo Marquard den Begriff Zivilcourage übersetzt. Es gibt noch Ritterlichkeit, auch wenn es keine Ritter mehr gibt. Und es gibt noch Bürgerlichkeit, auch wenn es keine bürgerliche Gesellschaft mehr geben sollte“ (Norbert Bolz: Die ungeliebte Freiheit. Ein Lagebericht, München 2010, S. 136).