Am 18. Januar 2021 jährt sich zum hundertfünfzigsten Mal die Gründung des deutschen Kaiserreiches. Der bekannte Studentenhistoriker Harald Lönnecker schreibt hierzu: „Am 18. Januar 1971 gab die Deutsche Bundespost in einer Auflage von 30.000 Stück eine Sonderbriefmarke zum 100. Jahrestag der deutschen Reichsgründung heraus. Zugleich erschien in identischer Auflage eine Sonderbriefmarke zum 100. Geburtstag des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert […] 2021 wird zwar Eberts 150. Geburtstag gewürdigt, von der Reichsgründung ist jedoch nicht mehr die Rede.“ Das politische Berlin schweigt dieses für die Geschichte der deutschen Nationalstaatswerdung wichtige Datum tot – wie zuvor schon die Jubiläen der Urburschenschaft oder des Wartburgfestes. Im Gegenteil: Die alten Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot werden zunehmend kriminalisiert. Schwarz-Rot-Gold wird zwar vom Bundespräsidenten betont, aber möglichst ohne Bezug auf die untrennbar damit verbundene burschenschaftliche Nationalbewegung. Diese „Farben-“ und Erinnerungspolitik wirft ein bezeichnendes Licht auf den Umgang mit den Traditionen und geistigen Werten unserer deutschen Geschichte im merkelgeführten Deutschland. Ein Volk, das sich seiner Geschichte nicht mehr bewusst ist, verliert seine Identität und sein Nationalbewusstsein. Noch einmal Fbr Lönnecker: „1871 gab der deutschen Einheit Normalität. Ebenso der bundesstaatlichen Form, denn als Einheitsstaat hätte Deutschland nicht funktioniert. Und blicke man ein paar Jahre weiter, erkenne man, auch der Sozialstaat und das Parteiensystem wurzeln im Kaiserreich.“ Wir würden gut daran tun, den 18. Januar 1871 nicht zu vergessen. Denn ohne dieses Datum, so der Militärhistoriker Michael Epkenhans, gebe es letztlich auch keine Bundesrepublik Deutschland. Um deren geistige Grundlagen steht es nicht unbedingt zum Besten.
Unser Land steht im kommenden Jahr vor nicht geringen Herausforderungen, die keinesfalls allein der Coronapandemie geschuldet sind. Die Gesellschaft ist gespalten, der öffentliche Diskurs polarisiert. Der Rechtsstaat ist brüchig geworden und hat an Vertrauen verloren. Das Freiheitsbewusstsein schwindet, der „offiziell“ geduldete Diskurskorridor verengt sich zusehends. Die programmatischen Worte unserer burschenschaftlich geprägten Nationalhymne werden in einer solchen Situation zu so etwas wie einem kollektiven Neujahrswunsch für alle, denen unser Gemeinwesen am Herzen liegt: Einigkeit und Recht und Freiheit!
Allen Lesern und Leserinnen meines Weblogs wünsche ich persönlich einen gesegneten Jahreswechsel sowie alles Gute, Gesundheit, Zuversicht und Gottes Segen für das neue Jahr. Der streitbare bildungsethische Diskurs wird weitergehen. Denn Bildung bleibt wichtig, wenn wir die wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Folgen dieses Krisenjahres meistern wollen. In diesem Sinne herzlichen Dank für Ihre Treue und Ihr anhaltendes Interesse an Beiträgen und Nachrichten zu einer Sozialethik der Bildung.