Seit drei Tagen ist der Band „Pandemiepolitik. Freiheit unterm Rad? Eine interdisziplinäre Essaysammlung“ (hg. v. Sandra Kostner und Tanya Lieske, Stuttgart 2022) erhältlich. CICERO berichtet in seiner Ausgabe vom 12. Oktober 2022 darüber:
Bemerkens- und bedenkenswert sind zwei Absätze aus dem Beitrag von Sandra Kostner, Gründungsvorsitzende des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit:
„Dass Menschen in als bedrohlich wahrgenommenen Situationen stärker nach Sicherheit als nach Freiheit streben, ist verständlich. Bedenklich für eine freiheitlich verfasste Gesellschaft ist aber, dass sich bei vielen Menschen mittlerweile eine Geringschätzung für die Freiheit des Anderen verfestigt hat, die, weil sie medial und politisch (noch) Rückhalt findet – beziehungsweise sogar von dieser Seite angefacht wird –, ganz offen zum Ausdruck gebracht wird.“
„Empathie ist ein zentraler Schritt zur Versöhnungsbereitschaft, und diese muss von allen Seiten aufgebracht werden – insbesondere jedoch von denjenigen, die sich aktiv an der Verächtlichmachung und Ausgrenzung von vermeintlichen Sündenböcken beteiligt haben.
Vor allem sie sollten sich fragen, warum sie sich von Politik und Medien gegen Mitmenschen aufhetzen ließen und ob sie wollten, dass sie in einer Situation, in der es politisch opportun erscheint, als gesellschaftlicher Blitzableiter dienen müssen. Ferner sollten sie sich überlegen, ob sie wollten, dass andere darüber bestimmen können, welche pharmakologischen Substanzen sie ihrem Körper zuführen. Denn es könnte der Tag kommen, an dem es um Substanzen geht, die sie nicht verabreicht bekommen möchten. Der Geist, der das ermöglicht, ist aus der Flasche. Es ist an uns, ihn dort wieder hineinzubekommen und als Lehre aus den Pandemiejahren künftig darauf zu achten, dass er nicht mehr entweichen kann.“
Bis jetzt sind wir weit davon entfernt, das moralische Desaster der Coronapolitik aufzuarbeiten. Es steht viel auf dem Spiel: Freiheit und Mündigkeit, das Recht am eigenen Körper – und damit zentrale Grundpfeiler eines humanen Zusammenlebens. Die Freiheit ist zutiefst gefährdet, der Kampf um sie muss gerade in unseren Tagen wieder intensiver geführt werden.