Es bleibt zu hoffen, dass eine Impfpflicht ab 18 oder ab 50 keine Mehrheit findet – wenn man jüngsten Zeitungsmeldungen glauben darf. Aber auch eine Impfpflicht ab 60 bleibt ein Menschenrechtsverbrechen. Davon bin ich als Sozialethiker zutiefst überzeugt. Schon jetzt ist das Vertrauen in die Wert- und Verfassungsordnung unseres Landes schwer beschädigt worden – zum Schaden des gesellschaftlichen Klimas und der Rechtstradition unseres Landes. Eine Bevölkerung, der unsere rechtsstaatliche Tradition am Herzen liegen würde, müsste stärker protestieren. Die Entwicklung der Coronapolitik und der Impfdebatte bleibt ein Trauerspiel und ein Armutszeugnis für unser Land.
Und was würde eine Abstimmungsniederlage für Kanzler Scholz bedeuten? Eine Regierung, die ein menschenrechtswidriges und verfassungsrechtlich fragwürdiges Vorhaben nicht durchbekommt, hat keine Niederlage erlitten. Oder vielmehr: Sie hat schon von vornherein verloren, indem sie sich überhaupt auf einen solchen Weg begeben hat.