Schlaglicht: Wie gehen wir mit dem Restrisiko bei neuen Impfverfahren um?

Wie christlich ist die Corona-Impfung?, hat die katholische Wochenzeitschrift „Christ in der Gegenwart“ (Nr. 3/2021, S. 3) den ehemaligen Münsteraner Moraltheologen, Antonio Autiero, gefragt. Eine Interviewfrage lautet: Wie viele Sorgen müssen wir uns über mögliche Nebenwirkungen machen? Die Zeitschrift merkt an: „Allerdings fehlt es noch an Wissen über Langzeitfolgen der bislang in Europa zugelassenen Impfungen von Biontech und Pfizer sowie Moderna.“ Der Moraltheologe bestätigt ein bleibendes Restrisiko und spricht von der Notwendigkeit abzuwägen – so weit, so gut. Immerhin ist an Vorzugsregeln gedacht, die in anderen Bereichen der ethischen Debatte, etwa in der Migrationsethik, offen in Frage gestellt werden. Und fährt dann for: „Wenn die Not so groß, so weltumfassend ist wie jetzt, dürfte das eigentlich nicht allzu schwerfallen.“ Das verwundert dann doch. Woher weiß der Theologe so selbstsicher Bescheid, wie ungeklärte medizinische Fragen abzuwägen seien!? Die Antwort bleibt Autiero schuldig. In einer solchen Situation müsste die moraltheologische Antwort doch wohl lauten: Es braucht eine ergebnisoffene öffentliche Debatte und eine unvoreingenommene, transparente Aufklärung über die Chancen und Risiken einer Impfung. Und am Ende bleibt nur die selbstbestimmte Entscheidung des Einzelnen für oder gegen eine Impfung ethisch vertretbar. Die Verantwortung angesichts unbekannter Risiken kann nur der Einzelne tragen. Die moraltheologische Reflexion wird aber zum „Vor-Urteil“, wenn sie glauben machen will, die Entscheidung stünde schon von vornherein fest.

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