Wir mögen dabei zunächst an Psalm 91 denken, in dem es heißt: „Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt; du schreitest über Löwen und Nattern, trittst auf Löwen und Drachen.“ Dem Beter, der auf Gott vertraut, wird zugesichert, dass Gottes Boten ihn schützend begleiten. Jesus wird als jemand eingeführt, dem die lebens- und gottfeindlichen Mächte des Bösen nichts anhaben können. Immer wieder zeigen uns die Evangelien Jesus als jemanden, dem selbst die Dämonen gehorchen.
In der kurzen Notiz über die Versuchung Jesu, wie Markus sie uns schildert, steckt aber noch etwas anderes. Löwen und Giftschlangen können Jesus nichts anhaben – im Gegenteil: Jesus vermag mit den wilden Tieren zusammen zu leben. Für die jüdische Vorstellungswelt zur Zeit Jesu waren die wilden Tiere im paradiesischen Urzustand, in der Zeit vor dem Sündenfall, noch zahm.
Der Anfang der Schöpfung wiederholt sich in Jesus. Er ist der Gerechte, der als ein neuer Adam eingesetzt wird – oder, wie Paulus im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt, als der „letzte Adam“. Der „erste Adam“ wurde ein irdisches Lebewesen – und hat gesündigt. Der „letzte Adam“ wurde lebendig machender Geist – und hat in der Versuchung standgehalten.
aus einem Predigtvorschlag in:
Axel Bernd Kunze: Ein neuer Anfang, in: WortGottesFeiern an allen Sonn- und Feiertagen 18 (2021), Heft 1, S. 171 – 185.