Wüstenerfahrungen können existentiell sehr wichtige Erfahrungen sein. Wir müssen auf vermeintliche Sicherheiten und Annehmlichkeiten verzichten. Aber gerade dann kann die Sehnsucht nach dem Mehr in unserem Leben wieder neu entfacht werden. Hieran erinnert Mose das Volk mit eindringlichen Worten: Nimm dich in Acht, werde nicht hochmütig, vergiss Gott nicht in den Zeiten, in denen es dir gut geht.
Die Mahnung bleibt auch für die Kirche aktuell. Diese lebt nicht aus eigener Kraft, sie lebt aus dem, was sie von Gott empfängt. Wo die Kirche zum Selbstzweck wird, wird ihre Botschaft hohl und leer. Die Kirche bleibt vielmehr angewiesen auf die dauernde Verbundenheit mit Jesus Christus. Nur in ihm und durch ihn wird sie lebendig bleiben. Jesus Christus selbst ist das lebendige Brot, von dem die Kirche lebt, die Kraft, aus der sie Nahrung und Leben erhält. Als pilgerndes Gottesvolk ist die Kirche mit leichtem Gepäck, aber einer klaren Sendung unterwegs. Was in der Eucharistie geschieht, soll sich im Leben der Gemeinde widerspiegeln. So wie wir in Christus verbunden sind, sollen wir auch untereinander verbunden sein. So wie es Jesu Sendung war, den Willen des Vaters zu tun, soll die Kirche seine Sendung fortsetzen.
(Predigtanregung zu Fronleichnam, Auszug aus: WortGottesFeiern an allen Sonn- und Feiertagen 17 (2020), H. 3, S. 559 – 577)
Liebe Leserinnen und Leser!
Als die vorstehenden Zeilen entstanden sind, wussten wir nicht, dass dieses Jahr eine besondere Wüstenerfahrung für uns bereithalten wird: Aus Infektionsschutzgründen waren öffentliche Gottesdienste mehrere Wochen untersagt. Nun – an Pfingsten – lockert sich das öffentliche Leben wieder. Die Gedanken bleiben aber weiterhin aktuell, nicht nur an diesem Pfingstfest: einem Fest, das häufig auch als „Geburtsfest“ der christlichen Kirche bezeichnet wird.
Ich wünsche Ihnen gute, geisterfüllte, gesegnete Pfingsttage und freue mich weiterhin auf einen anregenden bildungsethischen Austausch.
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Axel Bernd Kunze