Man mag über den kanadischen Psychologen und Kulturkritiker Jordan Peterson und dessen provozierende Thesen denken, wie man mag. Immer wieder hat Peterson durch polemische Zuspitzungen polarisiert, wenn er von „kulturellem Marxismus“, „ideologischem Marionetten-Geschwätz“ oder „Vielfalts-Inklusivitäts-Gleichheits-Mob“ gesprochen hat. Wie die F.A.Z. am 23. März 2019 hat die Theologische Fakultät der Universität Cambridge nach Protesten ihr Angebot einer Gastdozentur für den an der Universität Toronto lehrenden Kollegen zurückgezogen. Vielsagend ist allerdings die Reaktion der Studentengewerkschaft auf diese Entscheidung. Diese äußerte sich nach Angaben der F.A.Z. „erleichtert“. Denn Petersons Positionen seien „nicht repräsentativ für die Studentenschaft“ und daher kein „wertvoller Beitrag“ für die Universität. Dies klingt wie eine ungewollte Bestätigung des Geschmähten: Die Universität soll nicht mehr ein Ort des streitbaren Ringens um das bessere Argument sein, sondern nur noch denen ein Forum bieten, die das sagen, was die Mehrheit denkt. Inklusion, auf die sich die Universität bei ihrer Entscheidung beruht und die Peterson in Frage stelle, läuft damit auf eine Gleichschaltung des öffentlichen Raumes hinaus. Der Widerspruch zum eigenen universitären Leitbild wird gar nicht mehr gesehen, wie die F.A.Z. zu Recht kritisiert. Denn in der Selbstdarstellung der Universität Cambridge heißt es, man sei eine „weltführende Forschungs- und Lehrinstitution“, welche die freie Rede fördern wolle, und zwar in einem Umfeld, „in dem sämtliche Mitarbeiter und Studenten sich in der Lage sehen sollten, überliefertes Wissen in Frage stellen sowie neue Ideen und umstrittene oder unbeliebte Meinungen ohne Sorge vor Respektlosigkeit oder Diskriminierung ausdrücken zu können.“ Nur nebenbei sei daran erinnert, dass es auch in Deutschland schon eine Regierungschefin gegeben haben soll, die ein Buch, das sie gar nicht gelesen hat, als „nicht hilfreich“ aus dem öffentlichen Diskurs verbannen wollte. Nein, Zensur findet nicht statt.