„Mein Herr und mein Gott“, dürfen auch wir sprechen – und dürfen auf Erlösung und Neuwerdung hoffen. Die Wunden bleiben. Aber die Wunden des Auferstandenen rufen nicht mehr Ekel und Abscheu hervor. Sie sind verwandelt im Licht Gottes. Die Wundmale der Peinigung und der Folter, des Hasses und des Verrats, der Demütigung und der Erniedrigung, der Enttäuschung und der Lästerung leuchten nun auf einmal wie Edelsteine. Sie werden zum Bild der Hoffnung und zum Ausdruck eines neuen, unzerstörbaren Lebens. Für Menschen ist das unmöglich. Allein Gottes Barmherzigkeit und Gottes Liebe vermag so etwas zu vollbringen – wider alle Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung, wider alle Zerstörung und Sinnlosigkeit im menschlichen Leben.
Thomas darf dies als erster erfahren. Die heilende Kraft der Barmherzigkeit Gottes und die machtvolle Ohnmacht seiner unzerstörbaren Liebe werden für Thomas im wahrsten Sinne des Wortes „be-greifbar“. Unsere Wunden und Verwundungen – die eigenen wie diejenigen, die wir anderen geschlagen haben – würden uns erdrücken, müssten wir damit allein bleiben. Aber wir dürfen darauf hoffen, dass Gottes Barmherzigkeit stärker ist als unser Versagen und unsere Schuld.
Axel Bernd Kunze: Gottes Barmherzigkeit „be-greifen“ (Joh 20, 19 – 31), in: Der Prediger und Katechet 158 (2019), H. 3, S. 336 – 339.
Mit diesen Worten – das Autorenexemplar war diese Woche in der Post – wünsche ich allen Lesern und Leserinnen meines Weblogs eine gesegnete Österrliche Bußzeit sowie österliche Festzeit. Ich hoffe, Sie bleiben meinem Weblog zur Bildungsethik weiterhin gewogen.
Ihr Axel Bernd Kunze