Festrede: Sprache, Daten, Ethik

Herr Universitätsprofessor Dr. phil. Martin Haase, Inhaber des Lehrstuhls für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Bamberg, ist der diesjährige Festredner beim Sitftungsfestkommers der Leipziger Burschenschaft Alemannia zu Bamberg am 2. Juni 2018. Als Mitglied der Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft wird er über das Thema „Sprache, Daten, Ethik“ sprechen:

„Im letzten Jahr wurde das Straßenverkehrsgesetz dahingehend geändert, dass nun auch das automatisierte Fahren geregelt ist. Allerdings bleibt die gesamte Verantwortung bei derjenigen Person, die im Zweifelsfall zum Steuer hätte greifen können und müssen. Das widerspricht dem in Deutschland sonst gültigen Prinzip, dass haftet, wer Schuld hat; aber wer sich auf den Autopiloten verlässt, ist sicher nicht schuld an Programmierfehlern. Wer trägt die Verantwortung für Algorithmen und künstliche Intelligenz, insbesondere wenn sich keine Verantwortlichen ermitteln lassen? Wenn Autorenschaft und Nutzung zusammengehören und kollaborativ gearbeitet wird (Wikiprinzip), wer ist dann verantwortlich? Wenn Texte und Programme selbst aus Daten entstehen, wer haftet dann und wem gehören die aggregierten Daten? Eine Maxime der Hackerethik lautet: Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen. Wenn sich aber Privates und Öffentliches nicht mehr unterscheiden lassen, wie ist dann mit den Daten zu verfahren? Wenn Menschen nicht gläsern sein sollen, jedoch der Staat, was passiert, wenn immer mehr Menschen an demokratischen Prozessen beteiligt werden? Wo ist die Grenze zwischen Bürgerbeteiligung und politischer Verantwortung? Wenn Datenaustausch und Vernetzung die Welt sicherer und lebenswerter machen, wo bleibt die informationelle Selbstbestimmung?“

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