Stellungnahme: Fachverbände aus Diakonie und Caritas sowie ver.di gegen Deprofessionalisierung der Erzieherausbildung

Die Diakonie Deutschland, die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sowie weitere Fach-, Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften appellieren an die Jugend- und Familienministerkonferenz, die Kultusministerkonferenz und das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Qualität der sozialpädagogischen Ausbildungen zu erhalten und Deprofessionalisierungsbestrebungen in den Ländern entgegen zu treten. Weitere Informationen finden sich auf den Seiten des Bundesverbands für evangelische Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA):

Neuerscheinung: „Bildungsautomaten?“ erreicht zweite Auflage

Sammelband jetzt in zweiter Auflage erschienen.

Axel Bernd Kunze: Pädagogisches Handeln angesichts der Digitalisierung – Bildungsethische Überlegungen zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Schule, in: Tim Raupach, Florian Fuchs (Hgg.): Bildungsautomaten? Beiträge zur Digitalisierung von Bildung und Lehre (ars digitalis), Wiesbaden: SpringerVieweg 2025, S. 191 – 211.

Neuerscheinung: engagement 1/2025

Das neue Themenheft der Zeitschrift „engagement“ ist dem Thema „Von der Digitalisierung zur Digitalität. Beiträge zur schulischen Konzeptentwicklung“ gewidmet. Die Zeitschrift erscheint im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.

Im Rezensionsteil werden folgende Titel vorgestellt:

  • Ralf Lankau bespricht in der Rubrik „Das besondere Buch“ den Titel „Raus aus der Bildungsfalle. Warum wir die Zukunft unserer Kinder gefährden“ (Neu-Isenburg: Westend 2024) von Tim Engartner.
  • Ruth Herb würdigt den Band „Wenn der Tod im Klassenzimmer ankommt. Tod und Trauer in der Schule – (religions-)pädagogische Perspektiven“ (Stuttgart: W. Kohlhammer 2022), herausgegeben von Christiane Caspary und Daniela Zahneisen.
  • Sebastian Sigler bespricht „‚Für Gott, die Kirche und das Vaterland‘ – Spiritualität und Pädagogik der Jesuiten im Spiegel des Gymnasiums Mariano-Josephinum in Hildesheim (1595 – 1773)“ (Hildesheim u. a.: Georg Olms 2023) aus der Feder von Christoph Bruns.

Erzieherausbildung: „Starke Fachschulen – Kompetente Fachkräfte“

Starke Fachschulen – Kompetente Fachkräfte.

Unter diesem Motto hat der Bundesverband evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA), dem unsere Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik angehört, auf der Mitgliederversammlung Mitte März in Leipzig seine Strategie 2030 vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Orientierungs- und Arbeitsplan für die kommenden Jahre, dessen Mittelpunkt eine Ausbildungsoffensive Sozialpädagogik bildet. Diese wurde gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaft, Gewerkschaft und Fachverbänden, die im politischen Beirat des Verbandes mitarbeiten, entwickelt. Das Strategiepapier richtet sich an kirchliche und politische Entscheidungsträger, Berufs- und Fachverbände sowie die bildungspolitische Öffentlichkeit. Ziel ist es, auch künftig die starke Professionalität Pädagogischer Fachkräfte und die hohe Qualität der Erzieherausbildung in evangelischer Verantwortung zu sichern. Mit seiner Strategie will der BeA die Kompetenzen evangelischer Fachschulen aktiv in die berufs- und sozialpolitischen Debatten um die Fachkräftegewinnung in der Kinder- und Jugendhilfe einbringen: „Die Anforderungen an Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe sind nicht statisch, sondern entwickeln sich stetig weiter. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass die Fachschulen nicht nur eine fundierte Grundausbildung anbieten, sondern auch durch Fort- und Weiterbildungsprogramme die Fachkräfte während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn unterstützen.“ Für unsere Fachschule hat Axel Bernd Kunze, pädagogisch-didaktischer Schulleiter und Mitglied im BeA-Vorstand, an der Entwicklung der Strategie 2030 mitgearbeitet. „Erste Reaktionen aus dem politischen Umfeld unserer Fachschule auf das neue Strategiepapier fallen sehr positiv aus“, so Kunze. Ziel sei es, die Forderungen der evangelischen Fachschulen in der Breite der politischen und kirchlichen Debatte bekannt zu machen.

Die Broschüre und der Flyer zur Strategie 2030 des Bundesverbands evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik sind über die Internetseiten des Verbandes abrufbar:

Strategie 2030 des Bundesverbandes evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA) – Bundesverband evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik

Neuerscheinung: Sonderausgabe „Mit Kindern arbeiten: Ein Beruf mit Zukunft“

Die neue Sonderausgabe vom April 2025 der EINBLICKE in die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Weinstadt trägt den Titel: Mit Kindern arbeiten: Ein Beruf mit Zukunft. Herausgegeben wird das Heft durch Heike Kraft und Axel Bernd Kunze. Die Sonderausgabe zeigt, welche Chancen und Anschlussmöglichkeiten eine sozialpädagogische Ausbildung bietet.

Bündnis für humane Bildung: Kritik an geplanter Schüler-ID

Als Mitunterzeichener des Appells vom März 2025 weise ich gern auf die neue Pressemitteilung des Bündnisses für humane Bildung hin. Den gläsernen Schüler brauchen wir nicht. Was wir brauchen, ist eine ehrliche Debatte über die Erziehungsprobleme in Familie, Gesellschaft und Schule – aber darüber zu reden, wäre schmerzhaft. Wir müssten uns Rechenschaft geben über die Orientierungswerte, denen wir folgen. Eine Schüler-ID ist nicht das, was unserem Bildungssystem fehlt. Sie wird am Ende vermutlich nur zu neuer Bürokratie führen, von datenschutzrechtlichen Bedenken noch abgesehen. Wir brauchen ein an Leistung, Eigenverantwortung, Mündigkeit und Freiheit orientiertes Bildungssystem und einen Kulturstaat, der verlässliche Rahmenbedingungen setzt, nicht auch noch einen gängelnden Planstaat, der Bildung und Pädgogik immer stärker seiner Kontrolle und Steuerung unterwirft. Das Bildungswesen steht unter der Aufsicht des Staates, nicht unter der vollständigen Steuerung des Staates.

Pressemitteilung des Bündnisses für humane Bildung vom 14. April 2025

Bildungsexperten fordern Korrektur des Koalitionsvertrag, weil „Bildungspolitik auf digitalen Irrwegen!“

Offenburg / Stuttgart, 14. April 2025. Das Bündnis für humane Bildung kritisiert, dass der neue Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD alte Irrtümer in neues digitales Gewand gießt – und damit die Bildungsprobleme in Deutschland verschärfen wird. Statt bewährter pädagogischer Konzepte soll erneut die Digitalisierung als Allheilmittel dienen. Weltweit machen Länder die Digitalisierung der Bildung rückgängig, der Koalitionsvertrag legt dagegen ihren Ausbau fest.

„Wer Ursachen der Bildungskatastrophe, u.a. die Digitalisierung, kennt und sie in Lösungen umdeutet, betreibt keine Politik, sondern Ideologie“, warnt Prof. Ralf Lankau, Sprecher des Bündnisses für humane Bildung. Der Koalitionsvertrag beschönige die Realität, ignoriere den Lehrkräftemangel und sichere das Geschäftsfeld Schule für die Tech-Konzerne. Lankau kritisiert, dass das Industrienarrativ „Ausbildung statt Bildung“ mit der einseitigen Orientierung an den MINT-Fächern zementiert wird. Die Abkehr vom humanistischen Bildungsideal sei eine Ursache der Bildungskatastrophe, denn immer weniger Schüler erreichten dadurch die Standards im Wortschatz, Sprechen, Lesen und Zuhören. Experten fordern dagegen schon lange den Ausbau der für die Bildung, Lern- und Intelligenzentwicklung zentralen Fächer Deutsch, Sport, Kunst und Musik.

Digitale Sackgasse statt pädagogischen Fortschritts

Studien weltweit – von der UNESCO bis zur britischen Regierung – belegen, dass Digitalisierung keine besseren Lernergebnisse bringt, sondern sogar schadet. „Trotz aller Erkenntnisse soll der DigitalPakt 2.0 durchgepeitscht werde,“ kritisiert Lankau. Mit der geplanten „Schüler-ID“, einem Bildungsverlaufsregister für jede Schülerin/ jeden Schüler und KI-gestützten Lernsystemen droht die totale Verdatung von Lern- und Bildungsbiografien. „Kinder sollen von Avataren am Bildschirm unterrichtet werden – ein Modell aus den Konzernzentralen von Google, Apple, Microsoft, SAP & Co.“, so Lankau.

„Der gläserne Schüler ist keine Vision, sondern ein Albtraum, den die Bundesregierung festschreiben will,“ ergänzt Peter Hensinger, 2. Sprecher des Bündnisses für humane Bildung. „Es ist ein Skandal, dass der Koalitionsvertrag keine Zeile zur Behebung des Lehrermangels enthält, denn Lehrerinnen und Lehrer sollen offensichtlich durch automatisiert agierende Computersysteme ersetzt werden“, kritisiert Hensinger.

Die gesamte Stellungnahme des Bündnisses für humane Bildung zum Koalitionsvertrag mit einer Kurzanalyse der Ursachen der Bildungskatastrophe und Alternativen steht auf:
https://die-pädagogische-wende.de/koalitionsvertrag-ursachen-loesungen/

Forderung: Bildung neu denken!

In einem vom Bündnis für humane Bildung initiierten Appell, den 75 Experten unterzeichneten und der am 14. März an die Verhandlungskommissionen von CDU, CSU und SPD weitergeleitet wurde, wurde ein Richtungswechsel in der Bildungspolitik hin zu einer Erziehung zur Medienmündigkeit gefordert, u.a. bildschirmfreie Grundbildung, ein Verbot privater Smartphones und digitaler Endgeräte an Schulen, mehr Lehrkräfte statt mehr Technik – und eine Bildungspolitik, die Kinder als Menschen sieht, nicht als Datensätze.

Das Bündnis für humane Bildung fordert von der vermutlich neuen Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) als erste Maßnahmen einen Stopp der Digitalisierung, die Annulierung des Digitalpaktes 2.0 und Smartphone- und Socialmedia-Verbote bis zum 16. Lebensjahr.

Das waren die Forderungen an die Koalitionäre:

  • Bildschirmfreie Grundbildung: Kitas, Kindergärten und Grundschulen bleiben in der pädagogischen Arbeit bildschirmfrei. Die negativen Erfahrungen mit Frühdigitalisierung in den skandinavischen Ländern, der fehlende Nutzen, das Ablenkungspotenzial und sogar negative Auswirkungen von digitalen Endgeräten im Unterricht für Lernprozesse, Aufmerksamkeit und Konzentration begründen den Einsatz analoger und manueller Medien und Techniken (Bücher, Schreiben auf Papier, Zeichnen). Der Digitalpakt Schule wird für Kita und Grundschule ausgesetzt.
  • Smartphone- und Social-Media-Regulierungen: An Kitas und Schulen wird ein bundesweites Verbot privater digitaler Endgeräte (v.a. Smartphones, Tablets, Wearables/Smartwatches) eingeführt. Die Mediennutzung im Unterricht in höheren Klassen wird altersabhängig beschränkt.
    Siehe dazu auch die Empfehlungen zu Bildschirmmedien für Kinder und Jugendliche von den ersten Lebensjahren bis zu Sekundarstufe II, 2024 veröffentlicht im Kinder- und Jugendarzt, dem Verbandsorgan des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands.
  • Mehr Lehrkräfte statt mehr Technik: Notwendig sind für Kitas, Kindergärten und Schulen mehr Erzieher und qualifizierte Lehrkräfte, Psychologen, Sozialarbeiter. Das analoge Spiel und Naturerfahrung, der Ausbau von Sport, handwerkliches Lernen, Musik und Theaterspielen müssen schon in der Grundschule im Lehrplan verankert werden.
  • Unabhängigkeit von Tech-Konzernen: Werden digitale Geräte im Unterricht gebraucht, werden ausschließlich von der Schule gestellte Geräte genutzt, der Zugang zu Webdiensten ist zu unterrichtsrelevanten Seiten („White List“) möglich. Nutzung von Open-Source-Software und Datenschutz-konformer IT in Schulen. Die IT-Branche darf keine Sitze in den Beratungsgremien der Bildungspolitik haben.

Der Appell der 75 Experten vom 12. März 2025 mit einem Konzept zur pädagogischen Wende ist abrufbar unter https://die-pädagogische-wende.de/aufruf-bildungspolitik-2025

Pressekontakt: Ralf Lankau / Tel. 0781 / 205-349 / presse@aufwach-s-en.de

Bündnis für humane Bildung: Hochschullehrer, Wissenschaftler und engagierte Bürger gründeten 2017 das „Bündnis für humane Bildung“. Ihre Überzeugung lautet: Bildung lässt sich nicht digitalisieren! Digitale Instrumente können Bildungsprozesse nur unterstützen. Alternativen sind gefragt.

Website: http://www.aufwach-s-en.de

Bündnis für humane Bildung
als Interessengemeinschaft (IG) vertreten durch:
Prof. Dr. phil. Ralf Lankau und Peter Hensinger, M.A.