In einem Videointerview für das Institut St. Bonifatius hat Gerhard Ludwig Kardinal Müller deutliche Worte gefunden. Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation scheut es nicht, heiße Eisen anzupacken, auch wenn er damit Minenfelder beritt. Kardinal Müller ist für sein Interview hart angegriffen worden; so manche Kritik erweckt den Eindruck, mehr mit Projektion als mit seinen Äußerungen zu tun zu haben. Ich meine, dass sein starkes Auftreten für die Freiheit, Aufmerksamkeit verdient. Der Kardinal tritt aus christlicher Verantwortung für eine funktionierende Gewaltenteilung, eine unabhängige Judikative, eine Wahrung der Wert-, Grundrechts- und Menschenrechtsordnung, für die Freiheit des Gewissens, für ein freiheitliches Diskursklima an den Universitäten, für die Freiheit Andersdenkender, etwa im universitären Raum, ein und er wendet sich im Einklang mit der Glaubenskongregration seiner Kirche gegen eine Impfpflicht im konkreten Fall. Das kann als eine starke christliche Freiheitslehre bezeichnet werden. Müller, der selbst einmal Professor war, schont die Universität nicht und findet auch hier sehr deutliche Worte, die bildungs- und wissenschaftsethisch vielen nicht gefallen dürften. Mit seinen unerschrockenen Worten macht Müller einem Kardinal, der sein Rot nicht nur als Schmuck trägt, alle Ehre.