Theologisches Feuilleton „feinschwarz“ wird fünf Jahre alt

Das theologische Feuilleton www.feinschwarz.net wird fünf Jahre – und die Redaktion hat im Oktober gefragt: Wo, wann, warum? … lesen Sie dieses Medium? Um „Orte des Nachdenkens, um Grenzen und das Überschreiten derselben“ will es „feinschwarz“ gehen. Doch die Grenzen sind eng gesteckt. Dies lehrte ein Leserbrief, der in der Hochzeit des Coronastillstands entstanden ist und eingereicht wurde. Doch die Redaktion wusste schon vorab, welche Standpunkte diskussionswürdig sind und welche nicht. Früher stand ein Feuilleton einmal für den streitbaren Meinungskampf: Gekämpft wurde mit dem scharfen Schwert des freien Wortes um das bessere Argument. Und es gab Zeiten – aber es sind nicht die unsrigen – da übersetzte man Polemik noch mit Streitkunst; oder wie es die „Fliegenden Blätter“ einmal ausgedrückt haben: „Was ist Polemik? Eine öffentliche und moralische Balgerei zwischen zwei gebildeten Menschen, wobei statt Blut Tinte fließt.“ Aber ein solcher Streit hat in der Theologie gegenwärtig nur noch selten eine Heimat. Und dies gilt offenbar auch für „feinschwarz“. Der Leserbrief wurde andernorts als Glosse in einer theologischen Fachzeitschrift veröffentlicht. „Wunderbar, der Artikel. Danke für Ihre klaren Worte“, schrieb ein Kollege. Das muss niemand teilen. Gewiss nicht. Gerade der streitbare Meinungskampf aber sollte das Lebenselixier eines Feuilletons sein. Wo das nicht mehr gilt, verödet auf Dauer die Debatte. Mein Interesse an „feinschwarz“ jedenfalls ist erlahmt. Über kontroverse Standpunkte könnte man sich leidenschaftlich streiten – ja, „könnte“, wenn es denn gewollt wäre und solche zur Diskussion gestellt werden. Bei „feinschwarz“ ist dies offenbar nicht gewollt, auch wenn es im Impressum heißt, man wolle „pluralen und pluralitätsfähigen Diskussionen“ Raum geben. Ein anderer Kollege schrieb auf meinen Beitrag unter Verweis auf diese Selbstbeschreibung Ihres Mediums: „Ja, tatsächlich ist es so, dass diejenigen, die am meisten von Pluralität und Diversitätstoleranz reden, am wenigsten tolerant sind, wenn es vom Mainstream abweichende Meinungen gibt. Ist auch meine Erfahrung.“ Quod erat demonstrandum.

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