Zwischenruf: Ungute Personalentscheidungen

Die Personalentscheidungen der neuen Regierungspartei lösen ungute Befürchtungen aus. Mit der designierten Gesunheitsministerin und dem designierten Regierungssprecher stehen vehemente Befürworter der Coronamaßnahmen in den Startlöchenr. Die C-Parteien haben ihren christlichen 
Personalismus spätestens mit der rechtsstaatswidrigen Coronapolitik
aufgegeben und sich als Rechtsstaatsparteien verabschiedet. Im
Hintergrund steht ein soziales Freiheitsverständnis, das Freiheit
nicht mehr von der Person, sondern von seiner institutionellen
Einbindung her denkt. Freiheit wird abhängig von sozialem Wohlwollen.
Personalität lässt sich aber nur im polaren Spannungsverhältnis von
Individualität und Sozialität leben, das nicht einseitig in Richtung
Sozialität aufgelöst werden darf.

Eine Aufarbeitung hat es hier wie anderswo nicht gegeben, auch nicht
in parteinahen Bereichen wie der Denkfabrik R 21, die mit dem Anspruch
auftreten, für eine "neue bürgerliche Politik" einzutreten.
Auch hier geben Akteure den Ton an, die eine freiheitsfeindliche,
antibürgerliche Coronapolitik mitgetragen haben (daher habe ich mich
in diesem Fall auch deutlich gegen eine Vernetzung ausgesprochen).
Der Positivpreis für Wissenschaftsfreiheit an einen
hochschulpolitischen Spitzenvertreter, der die Coronapolitik
öffentlich maßgeblich unterstützt hat, steht hier pars pro toto. Wer
das Recht auf körperliche Selbstbstimmung und das verbriefte
Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit nicht achtet und einen
autoritären Maßnahmenstaat propagiert, hat mit bürgerlicher Politik
nichts zu tun. In diesem Fall können sich die C-Parteien auf breite
Unterstützung der kirchenführenden Kreise verlassen.

Und jetzt erleben wir, was passiert: Ohne Aufarbeitung dieser
Coronapolitik und ohne Aussöhnung werden die Freiheitsfeinde der
Coronajahre auch künftig die Politik bestimmen. Die Polarisierung des
Landes wird sich fortsetzen; der Riss, der unsere Gesellschaft
spaltet, wird sich weiter fortziehen. Ja, ich nehme sogar wahr, dass
sich die politische Polarisierung gegenwärtig noch steigert, aktuell
zwar nicht in neuen Maßnahmen, aber in einer wachsenden Vergiftung
sozialer Bezüge. Gruppen, Vereine und Gemeinschaften, die von ihrem
Selbstverständnis her parteipolitisch neutral sein sollten, werden
parteipolitisiert, andersdenkende Mitglieder rausgedrängt.

Es bleibt die Hoffnung, dass am Ende doch nicht die
Freiheitsverächter, sondern die Anhänger einer wirklich bürgerlichen
Freiheit, die auch um die Widerständigkeit des Subjekts weiß, das
letzte Wort haben werden. Aber dafür braucht es nicht nur einen
Regierungswechsel, sondern auch einen Wechsel der geistig-moralischen
Kultur. Ein solcher ist derzeit nicht gewollt, die neue Regierung wird
die Ampelpolitik fortsetzen und unser Gemeinwesen weiter auf Reserve
fahren, finanziell, aber auch bei den geistig-sozialen Ressourcen
unseres Zusammenlebens. Wir werden sehen, wie lange das gut geht.

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