Zwischenruf: Netzwerk Wissenschaftsfreiheit kritisiert dbv-Satzungsänderung – aber nur halbherzig

Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit e. V. sieht in einer Stellungnahme vom 18. Dezember 2024 die Wissenschaftsfreiheit durch eine Satzungsänderung des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) gefährdet. Diese verpflichtet Mitgliedsbibliotheken auf einen aktiven Einsatz für Vielfalt, Integration und Antidiskriminierung.

https://www.netzwerk-wissenschaftsfreiheit.de/wp-content/uploads/2024/12/20241218_Stellungnahme_dbv.html

Die Stellungnahme des Netzwerkes bleibt allerdings einseitig und weich. Zum einen wird nur darauf abgehoben, dass der dbv einseitig Politik im Sinne der Partei Bündnis 90/Die Grünen mache. Doch die Ergänzung der Satzung betrifft im Kern alle Bundestagsparteien von schwarz bis rot. Verwunderlich ist die Beschränkung der Kritik auf eine zu große Nähe zu grüner Politik allerdings nicht, da das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, wiewohl es satzungsgemäß parteipolitisch neutral sein, eine Nähe zur CDU/FDP zeigt. Ein Gründungsmitglied und die Vorsitzende selbst sind etwa Akteure der Denkfabrik R21 in Berlin, die sich als Denkfabrik christdemokratischer und liberaler Ideen versteht.

Zum anderen wird am Ende lediglich eine Klarstellung vonseiten des dbv gefordert, keine Rücknahme der Satzungsänderung. Hier zeigt sich die alte Angst, nicht ins falsche Fahrwasser zu geraten. Aber so kämpft man nur mit angezogener Handbremse. Die Satzungsänderung in der vorliegenden Form bleibt ein probates Mittel, missliebige Mitglieder zu kujonieren. Die Stellungnahme eines amtierenden Vorstands kann keine Satzungsänderung neutralisieren.

PS: Wer sich für bibliotheksethische Fragen weiter interessiert, dem sei der folgende Aufsatz empfohlen:

Axel Bernd Kunze: Erklärung oder Boykottaufruf? Zur Rolle von Fachgesellschaft am Beispiel des Streits um die Neue Ordnung, in: Klaus Buchenau/Matthias Fechner (Hgg.): Die Verlorene Wissenschaft. Versuch einer Katharsis nach Corona, Stuttgart 2024, S. 289 – 307.

https://www.academia.edu/119231488/Erkl%C3%A4rung_oder_Boykottaufruf_Zur_Rolle_von_Fachgesellschaften_am_Beispiel_des_Streits_um_die_Neue_Ordnung.

Zwischenruf: Grundrechte und Gewissen

Chrupalla: Ich habe die große Befürchtung, dass die Bundesregierung das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung aussetzen könnte. Während der Corona-Krise haben wir alle erlebt, wie die Politik mit Grundrechten umgegangen ist.“ – so äußerte sich der Parteivorsitzende der AfD am 18. Dezember 2024 in einem Interview mit der WELT.

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus254748196/AfD-Chef-Chrupalla-im-Interview-Russland-hat-diesen-Krieg-gewonnen.html

Wir haben Wahlkampf – und nicht jede Befürchtung im Wahlkampf muss zutreffen. Andererseits war es Merz, Kanzlerkandidat der CDU/CSU und möglicherweise im kommenden Jahr Bundeskanzler, der in der Coronadebatte im Bundestag seinerzeit bei der Frage nach einer allgemeinen Impfpflicht – im Einklang mit der Mehrheit seiner Fraktion, wie er ausdrücklich sagte – erst gar keine Gewissensfrage erkennen wollte. So lassen sich auch weitere Grundrechte schnell abräumen, nicht allein das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Jedenfalls gilt es, auch im komemnden Jahr sehr wachsam zu bleiben, wie die Fraktionen mit Gewissensfragen und Grundrechten umgehen.

Gesegnete Weihnachten

Michael Rieser: Am Abend vor Christi Geburt (1869)

Es kommt ein Schiff, geladen

bis an sein‘ höchsten Bord,

trägt Gottes Sohn voll Gnaden,

des Vaters ewigs Wort.

(Gotteslob 236)

Liebe Leserinnen und Leser,

Advent – die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Doch Weihnachten wendet das Blatt. Langsam nimmt das Tageslicht wieder zu. Das kreisende Jahr lässt uns erleben, was wir im Glauben bekennen: Jede Nacht kennt ein Ende. Keine Dunkelheit dieser Erde ist vollkommen. Seit Jesus Christus als das Licht in unsere Welt gekommen ist.

Weihnachten erreicht das Schiff, das hier besungen wird, seinen Hafen – so heißt es in dem Lied weiter:

„Der Anker haft’ auf Erden, / da ist das Schiff am Land. /

Das Wort will Fleisch uns werden, / der Sohn ist uns gesandt.“

Im Sohn Gottes, im rettenden Wort des Vaters will der Himmel in uns ankern. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen glückselige Weihnachten sowie Zuversicht, Hoffnung und Gottes Geleit für 2025. Meinen Gruß verbinde ich mit einem herzlichen Dank für alle Verbundenheit, allen Austausch und Ihr Interesse an bildungsethischen Fragen im vergangenen Jahr. Wir werden diesen Dialog auch im neuen Jahr fortsetzen – weiterhin mit der Perspektive einer Verortung bildungsethischer Fragen in einem weiten theologischen, pädagogischen und gesellschaftlichen Rahmen. Ich freue mich auf den weiteren Austausch mit Ihnen.

Von Herzen weihnachtliche Grüße, Ihr Axel Bernd Kunze

Neuerscheinung: Einheitsweiß

Auch das Katholische Sonntagsblatt für die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat einen kritischen Leserbrief zum Umbau der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin veröffentlicht – unter der Überschrift: Einheitsweiß.

Berlins frisch renovierte Hedwigskathedrale wird keine „Einladung“, sondern ein Mahnmal sein: für das gestörte Verhältnis der Kirche im Umgang mit ihrem kulturell-künstlerischen Erbe und für den lieblosen Umgang mit ihren eigenen Traditionen. Nichts gegen eine behutsame Renovierung, die sich der Besonderheit der überkommenen Form und der tiefen Architektursprache des bisherigen Kirchenraums bewusst bleibt. Was als „schlichte Eleganz“ gepriesen wird, ist das traditionsblinde Einheitsweiß neuerer Domrenovierungen, das in bischöflichen Liturgie- und Bauabeilungen gegenwärtig dominiert – bis die nächste Mode kommt. St. Hedwig ist zur 08/15-Kathedrale gemacht worden. Ich werde mir bei meinen Besuchen in Berlin künftig andere Gottesdienstorte suchen.

Axel Bernd Kunze: Einheitsweiß, in: Katholisches Sonntagsblatt (2024/2025), H. 51, 52 + 1 v. 22., 29. Dezember 2024 und 5. Januar 2025, S. 37.

Neuerscheinung: Religion – Vielfalt – Zukunft

… so der Titel des neuen Themenheftes der Zeitschrift engagement, Ausgabe 2/2024. Die Zeitschrift der katholischen Schulen erscheint im 42. Jahrgang bei Vandenhoek & Ruprecht.

Im Rezensionsteil werden besprochen:

Volker Ladenthin: Allgemeine Pädagogik, Baden-Baden 2022 (Rez.: Johannes Gutbrod).

Alexander Glas, Jochen Krautz, Hubert Sowa: Didaktik des Kunstunterrichts. Ein Lehrbuch für Studium und Praxis, Stuttgart 2023 (Rez.: Sven Sauter)

Elementarbildung: BeA-Positionspapier jetzt auch online

Das neue Positionspapier „Betreuung statt Bildung? Ohne uns!“ des Bundesverbands evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA) ist jetzt auch online verfügbar:

Vorankündigung: Betreuung statt Bildung? – Ohne uns!

Der Bundesverband evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA) hat ein neues Positionspapier veröffentlicht:

„Betreuung statt Bildung? – Ohne uns!

Pädagogische und berufspolitische Folgen des Fachkräftemangels“

Der Verband schreibt hierzu: „Gerade mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um die Fachkräftegewinnung in der Kinder- und Jugendhilfe und die damit verbundenen Diskussionen rund um die Ausbildungsformate an den Berufsfachschulen als auch mit Blick auf die Diskussionen neuer Zuschnitte der Beschäftigungs- und Entwicklungsperspektiven für Abschlüsse an Berufsfachschulen ist es umso dringender die Ausbildungswege an Fachschulen und deren Kompetenzen wie Professionalität in den Mittelpunkt zu stellen.“

Das Papier wurde am 24. November 2024 in Berlin verabschiedet und wird zeitnah hier verlinkt.

Der Bundesverband evangelischer Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik (BeA) ist der bundesweite Dachverband der evangelischen Fachschulen und Fachakademien und vertritt über 55 Mitgliedsschulen in evangelischer und diakonischer Trägerschaft, an den jährlich rund 15.000 Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden.

Interview: Heute noch Weihnachten in der Schule feiern?

Neues aus dem „Lehrerzimmer“ (Sendung vom 12. Dezember 2024):

An einer britischen Grundschule soll aktuell auf christliche Symboliken verzichtet werden, in Italien wurde Jesus durch Kuckuck im Weihnachtslied ersetzt, und wie sieht es hierzulande aus? Dr. Axel Kunze, Privatdozent und katholischer Sozialethiker, dazu im Gespräch mit Camilla Hildebrandt. 

https://kontrafunk.radio/de/sendung-nachhoeren/lebenswelten/lehrerzimmer/lehrerzimmer-weihnachtsfeiern-unter-rechtfertigungsdruck-und-kein-pausenbrot-waehrend-des-ramadans