Tagungsbericht: 100 Jahre Arbeitskreis der Studentenhistoriker

Der Arbeitskreis der Studentenhistoriker wird heuer hundert Jahre alt – und hat jetzt sein Jubiläum gefeiert. Wo? In jener Universitätsstadt, die wohl wie keine für deutschen Burschenherrlichkeit und Studentenromantik steht: Heidelberg. Leider nicht ohne Schwierigkeiten. So schreibt der Leiter, Sebastian Sigler, in einem Bericht über die Jubiläumsfeier: „Auch die Universität Heidelberg, die sich sehr fortschrittlich gibt, muss sich fragen, wie sie es mit der Toleranz hält. Denn ihren Festakt zu ihrem 100jährigen Bestehen durften die Studentenhistoriker nicht in der Großen Aula feiern. Die Absage, die nach vielem Nachfragen eintraf, enthielt keine inhaltliche Begründung. Ein Armutszeugnis für eine akademische Einrichtung!“ Doch gerade deshalb ist es wichtig, solche Jubiläen zu feiern. Studentenverbindungen sind keine Folklore, sie halten entscheidende Orientierungswerte lebendig, ohne die unser Land ein anderes wäre. Wir werden sie noch brauchen. In diesem Sinne: Es lebe das deutsche Couleurstudentenum. Arbeitskreis der Studenenthistoriker – ad multos annos!

Zwischenruf: Keine neue Attraktion

„Berlins neue Attraktion“ – so das Titelthema der aktuellen Ausgaben des Verbunds Bistumspresse (Nr. 27/2024, 13.10.2024). Berlins frisch renovierte Hedwigskathedrale wird keine neue Attraktion, sondern ein Mahnmal sein: für das gestörte Verhältnis der Kirche im Umgang mit ihrem kulturell-künstlerischen Erbe und für den lieblosen Umgang mit ihren eigenen Traditionen. Nichts gegen eine behutsame Renovierung, die sich der Besonderheit der überkommenen Form und der tiefen Architektursprache des bisherigen Kirchenraums bewusst bleibt. Was als „schlichte Eleganz“ gepriesen wird, ist das traditionsblinde Einheitsweiß neuerer Domrenovierungen, das in bischöflichen Liturgie- und Bauabeilungen gegenwärtig dominiert – bis die nächste Mode kommt. St. Hedwig ist zur 08/15-Kathedrale gemacht worden. Ich werde mir bei meinen Besuchen in Berlin künftig andere Gottesdienstorte suchen.

Zwischenruf: Grundfreiheiten, nicht soziale Verfügungsmasse

Georg Lurje und Stefan Schwartze rühren in der WELT (16. Oktober 2024, Nr. 201, S. 7) die Werbetrommel für eine Widerspruchslösung bei Organspenden: zwei Stimmen aus einem Chor, der zunehmend lauter wird. Zum Schaden unserer Verfassungsordnung, die coronapolitisch schon stark gelitten hat. Die bisher nicht aufgearbeitete Coronapolitik war eine Blaupause dafür, welche Freiheitseinschränkungen Bürger mitzumachen bereit sind. Der Ausverkauf des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit soll weitergehen. Dieses Mal geht es um die Widerspruchslösung bei Organspenden. Nicht mehr der Einzelne soll über seinen Körper verfügen dürfen. Dieser wird zur Verfügungsmasse eines Sozialstaates, der indiviudelle Grundfreiheiten umkehrt in Ansprüche der Gemeinschaft an den Einzelnen. So war unser Grundgesetz, das in diesem Jahr 75 geworden ist, nicht gemeint gewesen.

Zwischenruf: Die Canossasäule und ihr Gegenstück

Thomas Gutmann erwähnt in seinem Beitrag „Arbeitswelt und Bürgergeist“ (ACADEMIA 5/2024, S. 12 ff.) die Bad Harzburger Canossasäule. Deren Inschrift reagiert auf eine Rede Bismarcks im Reichstag am 14. Mai 1872. Winfried Henze (K.St.V. Winfridia zu Göttingen im KV), der im Sommer sein 70-jähriges Priesterjubiläum sowie seinen 95. Geburtstag feiern konnte und früher Redakteur der Hildesheimer Kirchenzeitung war, erwähnt die Säule in seinem neuesten Band „Lob der Kalkleiste“ (Hildesheim 2024) in einem Kapitel über „antirömische Wallfahrtsorte in Deutschlands Norden“. Die Säule hat ein katholisches Gegenstück gefunden: 1880 erhielt die Kirche in Bündheim, heute ein Stadtteil von Bad Harzburg, das seltene Patronat des hl. Gregor VII. Es war der erste katholische Kirchenneubau der Region nach der Reformation. Henze schreibt in seinem Band: „Ach Freunde, was sinkt doch alles dahin im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte! Wieviel Zorn verraucht, wieviel Erinnerung wird schal! Gregor und Heinrich, Bismarck und Leo …“ Wir können heute mit Gelassenheit über das reden, was einst – so noch einmal Henze – „bitterernste Emotionen weckte“. Und doch gehören auch diese Erinnerungsorte zu unserer Geschichte. Denn etwas mehr Stolz auf die eigene Tradition und die eigene Identität täten unserem Land und seiner Kirche nicht schlecht. Gerade unsere Verbindungen sollten daher ihre Prunkfahnen hochhängen – und nicht in den Wind, wie es leider auch Kirchenvertreter heute tun. In diesem Sinne: Vielen Dank an Thomas Gutmann für seinen inspirierenden Beitrag.

Neuerscheinung: Bildungssprache Deutsch

Jährlich im Herbst trifft sich der Wissenschaftliche Beirat des Deutschen Philologenverbandes, zwei Jahre später werden die Tagungen in der Reihe Gymnasium – Bildung – Gesellschaft dokumentiert. Der neueste Band beschäftigt sich mit der Bildungssprache Deutsch im schulischen Kontext. Aus der Verlagsankündigung:

Susanne Lin-Klitzing / David Di Fuccia / Thomas Gaube / (Hrsg.)

Die Bedeutung der Bildungssprache Deutsch in der Schule

Demokratie braucht Sprache. Sprache braucht Bildung.
Die Förderung der Bildungssprache Deutsch kann auch fruchtbar gemacht werden für die schulische Arbeit in allen anderen Fächern sowie für Querschnittsaufgaben wie die Demokratiebildung.
2019 erklärte die Kultusministerkonferenz die Förderung der Bildungssprache Deutsch zu ihrem Thema. Und gleichwohl führt die explizite Berücksichtigung der Bildungssprache Deutsch in der Lehrkräfteaus- und -fortbildung immer noch ein Schattendasein angesichts ihrer postulierten Bedeutung.
In drei Kapiteln setzen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Kultuspolitik und Schule mit der Definition und der Bedeutung der Bildungssprache Deutsch, mit verschiedenen Praktiken und Formen der Bildungssprache, mit der Rolle der Lehrkräfte als „bildungsprachliche Modelle“ für ihre Schülerinnen und Schüler, mit dem Bildungsspracherwerb als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit sowie mit konkreten Förderinstrumenten auseinander.

Gymnasium – Bildung – Gesellschaft,
herausgegeben von Susanne Lin-Klitzing, David Di Fuccia und Thomas Gaube
in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Philologenverband (DPhV)

https://www.klinkhardt.de/verlagsprogramm/2665.html

Neuerscheinung: Wahrer Friede

Axel Bernd Kunze: Wahrer Friede [Lesejahr C. Hochfest der Geburt des Herrn – Weihnachten – In der Heiligen Nacht], in: WortGottesFeiern an allen Sonn- und Feiertagen 21 (2024), H. 6, S. 1077 – 1093.

Das Modell für eine Wort-Gottes-Feier am Heiligen Abend und in der Weihnachtnacht stellt den Vers des Propheten Jesaja „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht, über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf“ in den Mittelpunkt. Frieden – dieses Wort steht über der Krippe des Jesuskindes. Frieden – von ihm singen die Engel, die seine Geburt ankündigen. Frieden – das ist auch an diesem Weihnachtsfest die große Bitte unserer Tage. Weihnachten ist kein Ereignis vor zweitausend Jahren. Weihnachten ist lebendige Gegenwart. Heute ist uns der Heiland geboren, der Retter. Heute ist er, der wahre Friede, vom Himmel zu uns gekommen.

Zwischenruf: Freiheit lebt vom Diskurs

Grundfreiheiten und Grundrechte können durch staatliche Stellen angegriffen werden – das ist eindeutig, insofern der Staat erstrangiger Adressat der Grundrechte ist. Grundfreiheiten können aber auch durch gesellschaftliche Kollektive erstickt werden. Und hier maßen sich wissenschaftlche Fachgesellschaft schon länger und immer häufiger eine Türwächterfunktion an, die ihnen nicht zusteht, indem sie bestimmen, was als legitime wissenschaftliche Meinung gilt und was nicht. Es gibt eine zugelassene, vermeintlich demokratische Einheitsmeinung – und alles andere wird als unwissenschaftlich erklärt.

Im Band „Die Verlorene Wissenschaft“, herausgegeben von Matthias Fechner und Klaus Buchenau, wird dies am Beispiel der AG Christliche Sozialethik ausgeführt. Und dann kommt der Staat wieder ins Spiel: Der Landtag Baden-Württemberg hat den Boykottaufruf der Fachgesellschaft gegen die Zeitschrift „Die Neue Ordnung“ als legitimes Mittel der wissenschaftlichen Auseinandersetzung anerkannt, und zwar als ein Mittel, auf das sich eine steuerfinanzierte Universitätsbiblitohek bei ihren Entscheidungen stützen darf. Dabei hat der Staat nicht nur die Aufgabe, die Grundrechte zu respektieren, sondern auch vor Eingriffen durch Dritte zu schützen.

Aber das Vorgehen der Fachgesellschaften passt in ein öffentliches Diskursklima, in dem Kontroversen immer weniger erwünscht sind und in dem nicht mehr das bessere Argument zählt, sondern allzuoft die richtige Gesinnung. Und dann müssen Wissenschaftler, die „falsch“ denken, aus dem Weg geräumt, ausgegrenzt und im akademischen Diskurs unsichtbar gemacht werden. Freiheit sieht anders aus, sollte anders aussehen. Freiheit lebt vom offenen, kontroversen, streitbaren Diskurs.

Neuerscheinung: Christliche Burschenschaften

Vom 18. bis 20. Oktober 2024 feiert das Cartell Christlicher Burschenschaften in Bonn sein dreißigjähriges Jubiläum. Dem Cartell gehören fünf christliche Burschenschaften an: Burschenschaft Rheno-Germania Bonn, Leipziger Burschenschaft Alemannia zu Bamberg, Burschenschaft Alemannia Leipzig, Burschenschaft Teutonia Nürnberg und Burschenschaft Ostmark-Breslau zu Regensburg. Das Jubiläum wirft seine Schatten voraus – und ist für ACADEMIA, die Dachverbandszeitschrift des Kartellverbandes Katholischer Deutscher Studentenverbindungen, Anlass, den christlichen Teil der burschenschaftlichen Bewegung vorzustellen:

Axel Bernd Kunze: Christliche Burschenschaften, in: ACADEMIA 117 (2024), Heft 5, S. 35.

Tag der Deutschen Einheit

Hl. Erzengel Michael, Bannerträger des deutschen Volkes, bitte für uns.

Hl. Bonifatius, Apostel der Deutschen, bitte für uns.

Hl. Petrus Kanisius, zweiter Apostel der Deutschen, bitte für uns.

Alle Heiligen und Seligen des deutschen Landes, bittet für uns.

„Allmächtiger Gott, du Lenker der Welt, deiner Macht ist alles unterworfen.

Wir bitten dich für unser Vaterland:

Gib den Männern und Frauen , die im öffentlichen Leben Verantwortung tragen, Weisheit und Tatkraft.

Gib allen Bürgern die rechte Gesinnung.

Laß Eintracht und Gerechtigkeit in unserem Lande herrschen und schenke uns allezeit Glück und Frieden.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

(Tagesgebet aus der Messe für Heimat und Vaterland und die bürgerliche Gemeinschaft)