„Verbum peto“ ist das Recht des freien Mannes, in Studentenverbindungen zum Glück noch gepflegt. „Verbum peto“ ist auch der Namen der Leserbriefrubrik in der ACADEMIA, der Zeitschrift des Cartellverbandes Katholischer Deutscher Studentenverbindungen (CV). Und dort hat man den kritischen Leserbrief zur Ehrung des ehemaligen Präsidenten des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Bernhard Kempen, Ehrenmitglied der K.D.St.V. Markomannia Würzburg, mit dem Positivpreis des Netzwerkes für Wissenschafts veröffentlicht – hier ein Auszug: „Es wäre gut gewesen, wenn der eigene Verband unter seiner Ägide auch 2021 und 2022 einer solchen Maxime gefolgt wäre. Die damaligen Auszeichnungen zum „Hochschullehrer des Jahres“ an den Virologen Christian Drosten sowie die Gründer von BioNTech haben sehr deutlich Partei die regierungsamtliche Linie einer freiheitsfeindlichen Coronapolitik gestützt. Zu den Grundrechtseingriffen, etwa in die körperliche Unversehrtheit, die Wissenschafts- oder Berufsausübungsfreiheit, von denen auch zahlreiche Wissenschaftler betroffen waren, hat der DHV hingegen geschwiegen. Kollegen mit abweichenden Meinungen wurden mit Nichtachtung bestraft oder ausgegrenzt. Für diese Verbandspolitik trägt Kempen als langjähriger Präsident eines hochschulpolitischen Spitzenverbandes maßgeblich die politische Verantwortung. Und so hinterlässt die Preisvergabe des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit mehr als einen schalen Nachgeschmack. Wer angesichts einer zunehmenden Polarisierung, Politisierung, Moralisierung und Emotionalisierung die Wissenschaftsfreiheit robust verteidigen will, sollte auf einem substantiellen Freiheitsverständnis bestehen und die Unteilbarkeit der Grundrechte verteidigen.“
Axel Bernd Kunze: Geist zurück in die Flasche, in: ACADEMIA 117 (2024), H. 4, S. 58.