Zwischenruf: Der „unpolitische“ Herr Drosten

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, das Versagen ist ein Waisenkind. Am Donnerstag, 27. Juni 2024, in der WELT: „Christian Drosten war während der Pandemie der wichtigste Berater der Bundesregierung. Er wurde zum Medienstar. Vier Jahre später stellt er seine Rolle in der Corona-Politik völlig anders dar“. So jedenfalls in seinem neuen Buch: „Christian Drosten, Georg Mascolo: „Alles überstanden? Ein überfälliges Gespräch zu einer Pandemie, die nicht die letzte gewesen sein wird“, Ullstein 2024, 272 Seiten, 25 Euro. Jetzt, da sich immer mehr zeigt, mit welch falschen Versprechungen und gezielter Desinformation eine menschenrechtswidrige und freiheitswidrige Coronapolitik durchgsetzt wurde, erlauben wir die Wandlung vom Saulus zum Paulus, soll in diesem Fall heißen: vom großen Polit- und Medienstar zum einfachen Laborwissenschaftler. Glaubwürdig ist das nicht. So stiehlt sich aus der Verantwortung, wer vom Deutschen Hochschulverband als „Hochschullehrer des Jahres“ hochgejubelt wurde. Wohl weniger wegen seiner überzeugenden Lehre im Hörsaal oder seiner bescheidenen Tätigkeit im Labor, sondern wegen weil sich der Verband im Glanze des medial berühmten und politisch umtriebigen Wissenschaftlers sonnen wollte. Aufgearbeitet ist die Kumpanei der Wissenschaft mit einer rechtsstaatswidrigen Coronapolitik bis heute nicht, weder im Deutschen Hochschulverband noch anderswo. Und wird es wohl auch nicht werden. Der Titel „Hochschullehrer des Jahres“ ist sowieso äußerst fragwürdig, da der wissenschaftliche Spitzenverband kein klares Verständnis davon hat, was er überhaupt ehren will. Hochschullehre ist es wohl nicht, wie die letzten Preisträger zeigen: Zunächst ging es um herausragende Exponenten der regierungsamtlich durchgedrückten Coronap- und Impfpolitik, dann – als Corona medial nichts mehr abwarf – um Klimapolitik. Die beste Lehre findet wohl immer noch eine Preise statt, abseits der Talkshows, Beraterkommissionen und Bundespressekonferenzen. Der Deutsche Hochschulverband ist nicht der einzige Akteur, der sich coronapolitisch bei seiner Preispolitik verrannt hat, wie der Positivpreis für Wissenschaftsfreiheit des gleichnamigen Netzwerkes an den früheren Präsidenten des Deutschen Hochschulverbandes, Reinhard Kempen, zeigt.

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