Grußwort anlässlich der Segnung und Einweihung des Alemannenhauses in Bamberg (Festakt am 31. Mai 2024):
Das Alemannenhaus gegenüber der Ottokirche ist in den Semesterzeiten durch seine schwarz-rot-goldene Fahne deutlich zu erkennen. Fünfundzwanzig Jahre ist es her, dass unser Bund das Haus erworben hat. Seitdem ist es Mittelpunkt des Verbindungslebens und Treffpunkt der Bundesbrüder, Veranstaltungsort und Wohnheim gleichermaßen, ein Ort der akademischen Debatte, des burschenschaftlichen Feierns und des bundesbrüderlichen Wiedersehens am alten Studienort. Gegründet wurde unsere Leipziger Burschenschaft Alemannia zu Bamberg ursprünglich 1861 in Leipzig, gegründet als christliche, nichtschlagende Burschenschaft unter dem Wahlspruch „Gott, Freiheit, Vaterland“.
Fünfundzwanzig Jahre gehen nicht spurlos vorüber. In diesem Sommersemester konnte eine umfassende Hausrenovierung abgeschlossen werden. Unser Kneipsaal wurde vergrößert, indem Küche und Sanitäranlagen ins Hinterhaus verlegt wurden. Das darüberliegende Wohnheim wurde saniert und der Brandschutz den aktuellen Erfordernissen angepasst. So musste etwa im Innenhof ein zusätzlicher Fluchtweg über eine Außentreppe geschaffen werden.
Den Abschluss der Sanierungsarbeiten wollen wir heute feiern. Im Namen des Vorstands des Verbands Alter Herren darf ich Sie und Euch alle sehr herzlich zu dieser Feierstunde begrüßen.
Wir haben gestern in der Fronleichnamspredigt gehört, warum Menschen sich verbünden, was es bedeutet, miteinander einen Bund zu schließen, sei es im menschlichen Zusammenleben, sei es aber genauso mit Gott. Auch wir sind ein Bund, ein Lebensbund. Unser 163. Stiftungsfest, das wir von Donnerstag bis Sonntag feiern dürfen, bringt dies zum Ausdruck. „Und wer bei uns einzieht“, so schreibt es unser Altherrenvorsitzender, Bbr Meier, auf unserer Internetseite, „findet gleich zu Studienbeginn eine verlässliche Gemeinschaft, die ein Leben lang hält.“ Eine Verbindung ermögliche schnell Freundschaften am neuen Studienort, biete wichtige Unterstützung in der neuen Lebensphase und erleichtere den Studieneinstieg – und dies in einer traditionsreichen, verbindlichen, wertorientierten Gemeinschaft, die ein Leben lang besteht.
Wir sind überzeugt davon, dass dieses burschenschaftliche Modell eines Lebensbundes auch heute und zukünftig attraktiv ist. Eine Sanierung wie die, die wir heute abschließen, ist eine Investition in die Zukunft. Wir möchten auf diese Weise attraktiven und günstigen Wohnraum für Studenten bereitstellen. Und wir hoffen, dass der vergrößerte Kneipraum künftig noch bessere Möglichkeiten für Verbindungsveranstaltungen, Kneipen und wissenschaftliche Abende bietet und dazu einlädt, immer wieder gern nach Bamberg zurückzukommen.
Ein solches Bauprojekt ehrenamtlich zu stemmen, ist eine große Herausforderung. Im Namen des Verbands Alter Herren danke ich allen Bundesbrüdern, die sich tatkräftig und finanziell an der Sanierung beteiligt und diese ermöglicht haben. An erster Stelle muss hierbei unser Bundesbruder Dominik Maldoner, der Vorsitzende des Alemannenhausbesitzervereins, genannt werden, ohne dessen überaus großes Engagement diese Sanierung nicht hätte durchgeführt werden können. Wir werden Deinen Einsatz, lieber Dominik, heute noch in besonderer Weise ehren.
Wir danken allen beteiligten Firmen und Handwerkern, die am Bau beteiligt waren, für ihren Einsatz und die verlässliche Zusammenarbeit. Und wir danken der Stadt Bamberg für die sehr gute Kooperation, die gerade für eine Sanierungsmaßnahme im Welterbeteil unverzichtbar ist.
Seien Sie uns alle herzlich willkommen. Unseren Gästen und uns allen wünsche ich heute eine gute Feier und anregende Begegnungen.
Als christliche Burschenschaft wissen wir darum, dass wir nicht alles selbst in der Hand haben. Wir leben unser burschenschaftliches Engagement – wie es unser Grundgesetz ausdrückt – im „Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Ausdruck dafür ist das Kreuz in unserem Kneipsaal, das unser treuer Bbr Otto Schmitt und seine Frau Edith gestiftet haben. Bewusst wollen wir daher das Werk, das wir heute abschließen, unter den Segen Gottes stellen.
Ganz besonders herzlich darf ich daher Hochwürdigen Herrn Pfarrvikar Müllner aus dem Seelsorgebereich Bamberger Osten in unserer Mitte begrüßen. Wir freuen uns sehr, dass Sie zugesagt haben, die Haussegnung vorzunehmen – und damit zugleich auch Gottes Segen für all diejenigen zu erbitten, die in diesem Haus leben, feiern und diskutieren werden. Vergelt’s Gott dafür.
Ein Grußwort hat uns vom Altherrenvorsitzenden der örtlichen CV-Verbindung erreicht, das ich an dieser Stelle gern weitergeben möchte. Fbr Jens Reinhardt schreibt:
„Sehr geehrter Farbenbruder Meier, vielen Dank für Ihre freundliche Einladung. Kommendes Wochenende findet in Berlin die Cartellversammlung der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen statt, an der ich als Altherrenvertreter meiner Fredericia teilnehme. Ich kann daher leider nicht am Stiftungsfest der Alemannia teilnehmen und bitte Sie, mich zu entschuldigen. Ich bitte Sie, der Versammlung meine Grüße und Glückwünsche zu übermitteln. Gern lade ich Sie und Ihre Bundesbrüder zum 111. Stiftungsfest der K.D.StV. Fredericia Bamberg im CV vom 14. bis 16. Juni 2024 mit Kommers am 15. Juni um 19 Uhr im Spiegelsaal der Harmonie ein.“
Unseren Ersten Vorsitzenden des VAH, Bbr Meier, darf ich an dieser Stelle aus familiären Gründen entschuldigen. Er lässt uns alle aber herzlich grüßen und ist in Gedanken bei der Feier dabei.
Und erlauben Sie mir an dieser Stelle noch eine technische Anmerkung: Die Redaktion des „Fränkischen Tags“, die heute leider keinen Vertreter schicken konnte, hat aber erfreulicherweise um einen Bericht im Anschluss an die Veranstaltung gebeten. Daher werden während der heutigen Feier Fotoaufnahmen gemacht. Wer nicht auf Fotos erscheinen möchte, kann dies gern anzeigen, damit wir darauf Rücksicht nehmen.
Unsere Verfassung wird in diesem Jahr fünfundsiebzig Jahre alt, wir haben es erst vor ein paar Tagen gefeiert. Wir sollten dankbar sein, dass wir in einem demokratischen und sozialen Rechts- und Kulturstaat leben dürfen. Aber dessen Fundamente müssen gepflegt werden.
Die freiheitliche Verfassung liefert zwar Orientierungswerte, doch besitzt der Staat kein Gemeinwohlmonopol. Wie die Ziele der Verfassung innerlich verwirklicht und gelebt werden, bleibt Sache des Souveräns, der mündigen Bürger. Erst aus dem Vorhandensein sich überschneidender, auch konkurrierender Orientierungswerte gewinnt die freiheitliche Verfassungsordnung des Staates Maßstäbe für Verantwortung und inhaltliche Erfüllung. Ein die Freiheit seiner Bürger absorbierender Staat entspräche nicht dem neuzeitlichen Freiheitsideal und der Würde des Menschen. Daher braucht es eine funktionierende Öffentlichkeit, in der frei, fair, aber mitunter auch streitbar immer wieder neu um die Verwirklichung des Gemeinwohls, um die Gestalt unseres Zusammenlebens sowie die prägenden Identitätsmerkmale unseres Gemeinwesens gerungen wird.
Ein Haus ist gut und wichtig. Aber nur das eine. Es braucht Bewohner, Gäste und Bundesbrüder, die dieses mit Leben füllen.
Sich am öffentlichen Gespräch zu beteiligen und sich aktiv in die Gestaltung unseres Gemeinwesens einzubringen, ist zentraler Bestandteil gelebter burschenschaftlicher Verantwortung. Übernehmen wir Verantwortung, beteiligen wir uns an der politisch-gesellschaftlichen Debatte und bringen wir dabei unsere burschenschaftlichen Orientierungswerte ein. Für diese wollen wir mit der schwarz-rot-goldenen Fahne an unserer Hausfassade auch künftig Farbe bekennen – in der Bamberger Stadtöffentlichkeit, an unserer Universität und im akademischen Leben unserer Stadt.
In diesem Sinne übergeben wir heute das frisch sanierte Alemannenhaus und Alemannenwohnheim:
Hoch das SCHWARZ-ROT-GOLDENE Band!
Hoch GOTT – FREIHEIT – VATERLAND!
Ich danke für die Aufmerksamkeit.