Netzwerk Wissenschaftsfreiheit: Kritik an Entscheidung der DGAP

Pressemitteilung des Netzwerkes Wissenschaftsfreiheit e. V. vom 13. März 2024:

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit verurteilt Angriffe auf eine Buchpräsentation der DGAP

Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit verurteilt die Absage der Buchpräsentation zu dem Werk „Das kulturelle Erbe von Arzach“ als Präsenzveranstaltung durch die DGAP. Sicherheitsbedenken dürfen nicht zu einer Absage führen, das käme einer Kapitulation vor drohender Gewalt gleich. Der Staat ist im Gegenteil verpflichtet, solche Veranstaltungen vor Störern zu schützen. Auch Druck durch eine Botschaft eines ausländischen Staates kann daran nichts ändern, die Wissenschaftsfreiheit steht nicht zur Disposition außenpolitischer Erwägungen. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit fordert die Sicherheitsbehörden auf, die grundgesetzlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre auch bei der öffentlichen Vorstellung wissenschaftlicher Bücher so gut sicherzustellen, dass Absagen aus Sicherheitsgründen vermieden werden können.

Zwischenruf: Klimaschutz ist Menschenrecht?

Ein neues Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) gegen die Schweiz sorgt für kontroverse Debatten: Für die Richter in Straßburg gilt Klimaschutz als Menschenrecht. Der mangelhafte Klimaschutz in der Schweiz verletze das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens der Europäischen Menschenrechtskonvention, so das Gericht in seiner aktuellen Entscheidung. Der Kläger, ein Schweizer Verein der Klimaseniorinnen, wurde dabei durch Greenpeace unterstützt.

Schon länger erleben wir eine Entgrenzung der Menschenrechte, die immer weniger Abwehrrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat formulieren, sondern diesen für gesellschaftsreformerische Projekte in die Pflicht nehmen – im Namen einer nicht mehr hinterfragbaren Moralisierung des öffentlichen Raumes. Man könnte hier auch von einer Pervertierung der Menschenrechte sprechen. Der Staat wird zum großen Beschützer, der alles zu unserem Besten will und einrichtet.

Seit die Menschenrechte nach Ende des Ost-West-Gegensatzes zum „Megathema“ der Sozial- und Geisteswissenschaften geworden sind, sind sie auch zum utopischen Tummelplatz verkommen. Ich habe solche Tendenzen allerdings auch schon auf juristischen Tagungen wahrgenommen, etwa als eine juristische Referentin Klimaschutzmaßnahmen kinderrechtlich begründete. Denn ohne Klima auch
keine Grundrechte, schlichter geht es nicht.

Schutzgüter und Sicherheit sind etwas anderes als (Grund-)Rechte. Der ehemalige Verfassungsrichter Winfried Hassemer hat dies in seinem lesenswerten Bändchen „Warum Strafe sein muss“ treffend auf den Punkt gebracht – zumal ein „Recht auf Sicherheit“ notwendigermaßen unbegrenzt ist. Denn man könnte immer noch eine Schippe an „Sicherheit“ drauflegen. Wer könnte schließlich schon sagen, genug an Sicherheit getan zu haben, so lange wir nicht im Paradies auf Erden leben – und das wurde bekanntlich immer die Hölle auf Erden. Am Ende gibt es eben keine Freiheit mehr. Das spielt allerdings in einer Gesellschaft immer weniger eine Rolle, in der immer weniger Menschen die Freiheit vermissen. Wie schön lässt es sich doch leben, wenn der Staat rund um für einen sorgt. Sicherheit macht träge, umgekehrt ist Freiheit aber eben anstrengend.

Neuerscheinung: engagement 1/2023

Mit deutlicher Verspätung ist Heft 1/2023 der schulpädagogischen Fachzeitschrift „engagement“ erschienen. Das Themenheft trägt den Titel: Freiheit und Demokratie – der Beitrag katholischer Schulen.

Im Rezensionsteil werden besprochen:

  • Jan-Werner Müller (2020/6. Auflage) Was ist Populismus? Ein Essay, Frankfurt am Main (Rez.: Clauß Peter Sajak).
  • Jochen Krautz (2022): Bilder von Bildung. Für eine Renaissance der Schule, München (Rez: Walter Eykmann).
  • Susanne Lin-Klitzing, David Di Fuccia, Thomas Gaube (Hgg.) (2022): Globalisierung und Internationalisierung als Herausforderung für das Gymnasium?, Bad Heilbrunn (Rez.: Axel Bernd Kunze).

Rezension: Krieg und Frieden

Im aktuellen Themenheft „Krieg und Frieden“ von CONCILIIUM (60. Jg., Heft 1/2024, S. 105 – 111) rezensiert Axel Bernd Kunze folgende Titel:

Rose Marie Berger, Ken Butigan, Judy Coode, Marie Dennis (Hgg.): Gewaltfreiheit und Gerechten Frieden in Kirche und Welt fördern. Biblische, theologische, ethische, pastorale und strategische Dimensionen der Gewaltfreiheit. Katholische Initiative für Gewaltfreiheit – Ein Projekt von Pax Christi International. Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler, Ostfildern: Matthias Grünewald 2023, 320 Seiten.

Alexander Deeg, Christian Lehnert (Hgg.): Krieg und Frieden. Metaphern der Gewalt und der Versöhnung im christlichen Gottesdienst (Beiträge zu Liturgie und Spiritualität; 34), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2022, 182 Seiten.

Die Zeitschrift erscheint ab dem aktuellen Jahrgang künftig im Verlag Karl Alber.

Neuerscheinung: Interventionsmut aus dem Krisenmodus?

… so der Titel der neuen Ausgabe von PÄDAGOGIKUnterricht, der größten Fachzeitschrift für pädagogische Fachdidaktik im deutschsprachigen Raum: 44. Jg., Heft 1 v. April 2024. Die Zeitschrift wird herausgegeben vom Verband der Pädagogiklehrer und Pädagogiklehrerinnen (VdP). Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören an: Prof. Dr. Bauer (Univ. Bielefeld), Prof. Dr. Beyer (Univ. Köln), Prof. Dr. Gather (Univ. Paderborn) und PD Dr. Kunze (Univ. Bonn).

Festschrift vorgestellt: 75 Jahre GKP

Vor 75 Jahren wurde die Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) gegründet. Aus diesem Anlass ist eine Festschrift erschienen. Diese enthält Gründungsdokumente und weitere Archivalia aus der Verbandsgeschichte, persönliche Rückblicke sowie aktuelle Positionen zu berufsverbandlich relevanten Themen. Die Festschrift wird in der aktuellen Ausgabe der GKP-Informationen, der Mitgliederzeitschrift des Verbandes, vorgestellt (Jg. 41, Heft April 2024, S. 3). Die Festschrift ist als Druck- und Onlineausgabe erschienen und einsehbar unter: https://www.gkp.de/haltung-festschrift-75-jahre-gkp/

Offener Brief an die WHO: Sorge um Rechtsstaatlichkeit bei Pandemiebekämpfung

Offener Brief an die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Aufruf zur Wahrung von Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit und einen angemessenen Überprüfungsprozess in den WHO-Gesetzgebungsverfahren zur Pandemievorsorge und -bekämpfung

„Ende Mai dieses Jahres sollen 194 Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die Annahme von zwei Dokumenten abstimmen, die zusammengenommen die internationale öffentliche Gesundheitspolitik und die Art und Weise, wie die Staaten zusammenarbeiten, wenn der WHO-Generaldirektor einen globalen Gesundheitsnotstand ausruft, tiefgreifend verändern sollen. Diese Entwürfe, ein Pandemieabkommen und Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV), sollen rechtsverbindlich sein und die Beziehungen zwischen den Staaten und der WHO neu regeln.

Obwohl sie erhebliche gesundheitliche, wirtschaftliche und menschenrechtliche Auswirkungen haben werden, werden die beiden Entwürfe weniger als zwei Monate vor der geplanten Abstimmung immer noch in verschiedenen WHO-Ausschüssen verhandelt. Sie wurden in ungewöhnlicher Eile unter der Prämisse ausgearbeitet, dass die Dringlichkeit, das weltweite Pandemierisiko einzudämmen, rasch zunimmt.

Obwohl diese Dringlichkeit und die Daten und Zitate, auf die sich die WHO und andere Agenturen gestützt haben, inzwischen widerlegt wurden, besteht die Dringlichkeit fort. Infolgedessen wurden internationale Verfahrensregeln, die bestimmte Überprüfungszeiten vorschreiben, beiseite geschoben. Das untergräbt unweigerlich die Gerechtigkeit und Fairness der Verhandlungsprozesse, da Staaten mit weniger Ressourcen keine Zeit haben, die Auswirkungen der Abkommen auf ihre eigene Bevölkerung vor der Abstimmung vollständig zu bewerten.

Dies ist ein äußerst ungeeigneter und gefährlicher Weg, um ein rechtsverbindliches internationales Pandemieabkommen zu erarbeiten. Es ist daher an der Zeit, das Verhandlungstempo zu drosseln, um eine kohärente Entwicklung des rechtlichen Rahmens zur Pandemievorsorge und -bekämpfung zu gewährleisten, anstatt vorschnell unübersichtliche Regelungen anzunehmen und eine Vielzahl von übergeordneten Behörden und konkurrierende globale Akteure zu institutionalisieren, wie in einem kürzlich veröffentlichten Schreiben empfohlen wurde.        

Im nachstehenden Offenen Brief werden die WHO und die Mitgliedstaaten aufgefordert, die Frist für die Verabschiedung der Änderungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften und eines neuen Pandemieabkommens auf der 77. Weltgesundheitsversammlung (WHA) zu verlängern, um Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit, Fairness und einen angemessenen Prozess zu gewährleisten.

Verfasst von David Bell, Silvia Behrendt, Amrei Müller, Thi Thuy Van Dinh & anderen.“

Der Brief kann hier gezeichnet werden: https://openletter-who.com/de/#_ftn1

Presseschau: Erste Pressestimmen zum Manifest zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Neue Zürcher Zeitung:

https://www.nzz.ch/der-andere-blick/manifest-fuer-ard-und-zdf-endlich-regt-sich-in-den-sendern-selbstkritik-ld.1824732

Kölner Stadt-Anzeiger:

https://www.ksta.de/kultur-medien/manifest-veroeffentlicht-mitarbeiter-von-ard-zdf-und-deutschlandradio-fordern-reformen-769251

Berliner Morgenpost:

https://www.morgenpost.de/politik/article242028016/Filmriss-bei-ARD-und-ZDF-Manifest-fuer-mehr-Meinungsfreiheit.html

Aktuell veröffentlicht: Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland

Manifest

für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland
 

Wir, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ARD, ZDF und Deutschlandradio, sowie alle weiteren Unterzeichnenden, schätzen einen starken unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland als wesentliche Säule unserer Demokratie, der gesellschaftlichen Kommunikation und Kultur. Wir sind von seinen im Medienstaatsvertrag festgelegten Grundsätzen und dem Programmauftrag überzeugt. Beides aber sehen wir in Gefahr. Das Vertrauen der Menschen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nimmt immer stärker ab. Zweifel an der Ausgewogenheit des Programms wachsen. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Programmauftrag und Umsetzung nehmen wir seit vielen Jahren wahr. Wir haben dieses Manifest verfasst, damit unsere Stimme und Expertise zur Zukunft des öffentlich- rechtlichen Rundfunks im gesellschaftlichen Diskurs gehört werden.

Für eine bessere Lesbarkeit verwenden wir überwiegend das generische Maskulinum, wir sprechen explizit alle an.

Unsere Grundsätze

  • Meinungs- und Informationsvielfalt
  • Ausgewogenheit und Fairness
  • Transparenz und Unabhängigkeit
  • Förderung von Kultur und Bildung
  • Bürgerbeteiligung
  • beitragsfinanziert

Der weitere Wortlaut des Manifests und die Liste der Erstunterzeichner kann hier abgerufen werden:

https://meinungsvielfalt.jetzt/manifest.html

Wer das Anliegen mittragen möchte, kann folgende Petition unterstützen:

https://www.openpetition.de/petition/online/erneuerung-des-oeffentlich-rechtlichen-rundfunks

Weitere Hintergrundinformationen finden sich hier: