Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – weiß der Volksmund. Und in der Tat: Jochen Krautz gelingt es, mit seinen Bildern der Bildung mehr über den Kern des Pädagogischen auszudrücken als so vielen anderen bildungswissenschaftlichen Abhandlungen, die entweder einer Maßnahmenpädagogik huldigen oder bei sekundären Bildungszwecken stehenbleiben. Nach dem schnell so betitelten PISA-Schock 2.0 wird es sicher so manche Beispiele dieser Gattung wieder zu bestauen geben. Aber vielleicht würde es um das Bildungssystem ganz anders stehen, wenn es mehr um Pädagogik statt um Bildungsreformen ginge. Das Bild von Bildung, das sich dem Leser des Bandes am Ende zusammensetzt, arbeitet einen humanen Geist. Gute Schule trainiert nicht, sondern fördert, verschenkt keine Bildungstitel, sondern fordert den Einzelnen, etwas aus sich zu machen, vermittelt kein Wissen, sondern ermöglicht Verstehen, verleiht nicht funktionale Kompetenzen, sondern setzt auf Autonomie. Doch soll am Ende auch dieser Beitrag nicht ohne Empirie auskommen – und wenn es auch nur eine „anekdotische Evidenz“ sein kann: Das Buch wirkt. Dies beweist der Szenenapplaus des Kollegiums, als der Rezensent eine Bildauslegung zu Beginn der Lehrerkonfrenz als Impuls vorgetragen hat. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Bildungsforscher oder Kultusminister.
Jochen Krautz: Bilder von Bildung. Für eine Renaissance der Schule, München: Claudius 2022, 152 Seiten.