Die Anfänge eines gemeinsamen Gedächtnistages für alle Märtyrer liegen im vierten Jahrhundert, als die Zahl der Gedenktage stark gewachsen war. Ephräm der Syrer bezeugt ein solches Fest in Ostsyrien für den 13. Mai, Johannes Chrysostomus für Antiochien und das byzantinische Reich am Sonntag nach Pfingsten. Der Ostersieg Christi spiegelt sich in der österlichen Vollendung der Heiligen. Rom übernimmt zunächst den Termin am 13. Mai, der an die Kirchweihe des Pantheons, zuvor ein Tempel zu Ehren aller Götter, erinnert. Ausgehend von Irland und England, verlagert sich das Allerheiligengedächtnis zunehmend vom Osterfestkreis auf den 1. November, den einstigen Winteranfang im keltischen Kalender. An diesem Tag gedenkt die Kirche aller in Christus Vollendeten, nicht allein der kanonisierten Heiligen. Im angelsächsischen Bereich wird der Vorabend des Festes Halloween genannt; sein Brauchtum verbindet heidnische und christliche Elemente der Ahnen- und Heiligenverehrung miteinander.

Fra Angelico (Die Vorläufer Christi mit Märtyrern und Heiligen, 1423/24)
Heilige sind keine Superhelden. Heilige sind Menschen wie du und ich, mit Zweifeln und Fragen, mit Alltagssorgen und beruflichen Problemen, mit Krankheiten und Ängsten. Und sie leben oft unerkannt, mitten unter uns. Paulus nennt in seinen Briefen alle, die auf den Namen Christi getauft wurden, Heilige. Heute feiern wir die vielen namenlosen Heiligen, die in ihrem Leben an Christus geglaubt und auf ihn vertraut haben und die ihre Vollendung schon erreicht haben. Sie dürfen Christus bereits schauen von Angesicht zu Angesicht. Wir sind noch auf dem Weg zu ihm.
Allen Lesern von „Bildungsethik“ einen gesegneten Allerheiligenfeiertag,
Ihr Axel Bernd Kunze