Zwischenruf: Mariä Namen – war da etwas?

Am 12. September feiert die Kirche den Gedenktag Mariä Namen. Der Festtag, der in Österreich besonders festlich begangen wird, geht auf den Sieg über die Türken vor Wien zurück, und zwar am Sonntag in der Oktav des Festes Mariä Geburt 1683. Eingeführt wurde das Fest durch Innozenz XI. der die Christenheit zum Gebet an die Gottesmutter aufrief. Soweit die historischen Tatsachen. Aber über die darf man heute nicht mehr unbedingend schreiben. Wir wissen: Es gibt die Wahrheit, die Unwahrheit und die Politikerwahrheit. Und letzterer bedient sich „bonikids“, die Kinderzeitschrift des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken. In der Herbstausgabe 2023 klingt es so: „Als fremde Soldaten vor der Stadt Wien standen, hatten die Christen große Angst.“ Eines ist unstreitig: Die Belagerung einer Stadt ist keine schöne Sache und verursacht Angst. Aber warum hatten „die Christen“ große Angst? Warum rief der Papst zum Gebet auf? Warum kämpften die christlichen Soldaten mit einem Marienbild auf ihren Fahnen? Dies alles bleibt unklar, weil über den historischen Kontext nur schwammig geredet werden darf. Wenn aus falscher Rücksichtnahme geschichtliche Kontexte nicht mehr thematisiert werden dürfen, werden geschichtliche Zusammenhänge nicht mehr verstanden. Aber vielleicht ist das auch nicht mehr gewollt, da das christliche Abendland sowieso schon längst Geschichte geworden ist, wie ein Münchner Kardinal meint. Wo Identität verleugnet wird, wo Frage der eigenen Identität und historischen Vergewisserung nicht mehr offen angesprochen werden dürfen, wächst Unsicherheit, zerbrechen Traditionszusammenhänge. Am Ende aber auch jene Lebenskräfte, die uns helfen Krisen zu bewältigen und komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Nein, eine Kinderzeitschrift, die so mit der historischen Wahrheit umgeht, nimmt ihre jungen Leser nicht ernst und tut ihnen am Ende auch keinen Gefallen.  

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