Der Berg kreißt und gebiert ein Mäuschen. Jetzt ist der da: der Bürgerrat. Und gleich beschäftigt er sich mit dem „Megathema“ Bildung. Nach der demokratischen Legitimation dieser pseudopartizipatorischen Veranstaltung fragen wir jetzt besser nicht. Was auf demokratischem Wege keine Mehrheit gefunden hat, obwohl schon seit Jahrzehnten darüber diskutiert wird, soll jetzt mit vermeintlich zivilgesellschaftlicher Legitimation wieder aufgewärtmt werden. Und doch: Das längere gemeinsame Lernen bleibt ein „Ladenhüter“. Wenn diese Mutter aller Bildungsreformen so beliebt wäre, wie ihre Verfechter tun, müssten die Gesamtschulen aus allen Nähten platzen. Und die Politik würde ganz von selber nachziehen.
Die Forderungen des „Bürgerrates“ erzählt das schöne Märchen eines ach so diversen Einwanderungslandes, in dem alle Integrationsprobleme sich von selbst lösen, würde man nur endlich das Schulsystem strukturell umbauen. Sicher: Auch über die Struktur des Bildungssystems muss nachgedacht werden. Aber dieses ist schon längst in hohem Maße durchlässig und anschlussfähig. Bildung ist ein personales Geschehen. Und damit ist beim Bürgerrat keine Rede: nicht von Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft, nicht von Orientierungswerten und einer stabilen kulturellen Grundlage, die Halt und Sicherheit geben, nicht vom notwendigen Erziehungsauftrag, für den Familie und Schule zusammen einstehen müssen. Nun gut, Pädagogik steht sowieso an zweiter Stelle, wo sich alles um Gerechtigkeit dreht.
Stattdessen gibt es wolkige Utopien, schön in Pastelltönen gemalt. Mehr frühkindliche Bildung, am besten gleich verpflichtend. Denn Freiheit ist sowieso ein Auslaufmodell. Kleinere Gruppen, natürlich alles kostenfrei. So als hätte man von Fachkräftemangel und finanzieller Überlastung der Kommunen noch nie etwas gehört. Ein zusätzliches Orientierungsjahr für alle, ob notwendig oder nicht – Orientierungslosigkeit in einer verlängerten Pubertät soll staatlich schön abgefedert werden. Wo das Freiheitsbewusstsein schwindet, werden am Ende alle über einen Kamm geschoren.
Was hier zusammenkommt, sind nicht Ideen eines „Bürger“-Rates, sondern kindliche Blütenträume eines finanziell unbegrenzt belastbaren Ich-werde-schon-alles-richten-Staates. Denn Bürger, die noch etwas von wahrer Bürgerlichkeit verstehen, wüssten, dass es für gute Bildung zuerst auf sie selber und nicht auf den Staat ankommt. Der Staat kann Rahmenbedingungen verschaffen, aber nicht die Einzelnen „bebilden“. Wer das glaubt, zeichnet die Karikatur eines Staates, der sich den Grenzen seiner eigenen Wirksamkeit nicht mehr bewusst ist.